Aus Steinen, die dir im Weg liegen, lassen sich neue Treppen bauen Jacqueline Bakir Brader: Die Mutmacherin. Ein Lebensbericht. Es ist unbestritten, dass Deutschland ein Einwandererland ist. Doch mit der Willkommenskultur ist es leider nicht weit her. Obwohl Einwandererkinder immer bessere Schulabschlüsse machen, zahlt sich die höhere Qualifikation bei der Jobsuche nicht aus. Menschen mit ausländischen Wurzeln haben mit Vorurteilen zu tun, besonders große Vorbehalte bestehen gegen Muslime. Fremdenfeindlich motivierte Straftaten häufen sich jüngst wieder und Pegida muss uns sogar befürchten lassen, dass der Schoss noch fruchtbar ist.
„Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen aber Menschen“ – Max Frisch brachte die Versäumnisse der Integrations- und Zuwanderungs-politik auf den Punkt. Genau hier nahmen die Probleme ihren Anfang, die in jüngerer Zeit allerorten eskalieren. Doch es gibt auch Leuchttürme: Einwanderinnen und Einwanderer, die sich allen Schwierigkeiten zum Trotz nach oben gekämpft haben. Ein solches Vorbild ist die gebürtige Türkin Jacqueline Bakir Brader, deren Vater 1969 „als Gastarbeiter der ersten Stunde“ nach Deutschland gekommen ist.
Gegen alle Widerstände hinweg nimmt sich sie das Recht auf ihre persönliche Entfaltung heraus. Sie begehrt gegen die traditionelle Erziehung und das Gebot ihres Vaters auf, im Elternhaus nur türkisch zu sprechen. Eignet sich die deutsche Sprache selbstständig an und boxt sich in der Schule durch. Nach einem Aufenthalt im Frauenhaus, in das sie vor ihrem gewalttätigen Vater geflüchtet ist, fasst sie trotz vieler Ressentiments und Vorurteile erfolgreich in der Immobilienbranche Fuß. Sie heiratet, bekommt drei Töchter, ihre Firmen expandieren. Doch das Leben auf der Überholspur hat seinen Preis: 2011 wird ihr Brustkrebs diagnostiziert, den sie unter großen Kraftanstrengungen schließlich besiegt.
Zwar scheut sich die Autorin in ihrem Lebensbericht nicht, die politischen Versäumnisse offen beim Namen zu nennen. Trotzdem verfolgt ihr Buch nicht das Ziel, zu belehren oder gar anzuklagen, sondern Mut zu machen: Migration als Chance zu begreifen und das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. – In dieser Hinsicht ist Jacqueline Bakir Brader ein Vorbild für alle Migranten*innen, die im Spannungsfeld von Autonomie und Tradition stehen.
Autoreninformation: Jacqueline Bakir Brader, 1971 in Siverek nahe Diyarbakir, der heimlichen Hauptstadt der Kurden geboren, ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie engagiert sich für soziale Projekte; so ist sie Mitglied und
Sprecherin des Förderkreises der Stiftung Bildung! Egitim! – Sie lebt mit ihrer Familie in Jever.
Jacqueline Bakir Brader
Die Mutmacherin: Das Leben ist schön
Mit einem Vorwort von Kemal Sahin
Koros Nord 2015
Broschur, 150 Seiten mit 18 Farbfotografien
€ 9,95 (D)
ISBN 978-3-9814863-9-1