Ein Blick in einen Spielzeugkatalog genügt bereits: Hier lernen Kinder ihre gesellschaftliche Rolle schon sehr früh kennen. Auf den Abbildungen spielen Mädchen mit Puppen und Jungs mit Autos und Actionfiguren – ein sich seit Jahrzehnten von Generation zu Generation reproduzierendes Gender-Klischee. Dass sich diese kulturell anerzogenen Rollenbilder auch noch im Erwachsenenalter bestätigen, beweist jetzt eine neue Analyse: Demnach geben Männer deutlich mehr Geld für Autos aus als Frauen.
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Männer wollen mehr PS – und nehmen dafür höhere Kredite auf
Eine umfangreiche Analyse von Smava zeigt jetzt, dass Männer beim Autokauf mehr Wert auf leistungsstarke und luxuriösere Autos legen als Frauen. Smava ist ein Kreditvermittler, der online Kredite aller Art und über diese Website auch Autokredite vermittelt. Die gesamten Vermittlungsdaten von Januar 2015 bis Februar 2016 wurden als Grundlage für die Erhebung genutzt und ausgewertet. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache und zeigen in Zahlen, in welchem Maße sich Gender-Klischees auch heute noch bewahrheiten. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat die Ergebnisse kürzlich zusammengefasst. Demnach geben Männer im Durchschnitt 16.000 Euro für einen neuen fahrbaren Untersatz aus. Frauen hingegen griffen längst nicht so tief in die Tasche und wandten durchschnittlich nur 12.900 Euro für ein neues Auto auf. Die höhere Summe bei den männlichen Käufern wurde nicht nur in eine luxuriösere Ausstattung der Wagen oder höhere Sicherheits- und Qualitätsstandards gesteckt, sondern auch für eine höhere Motorenleistung ausgegeben: So ergab die Untersuchung des Kreditvermittlers, dass Männer Fahrzeuge mit einer durchschnittlichen Motorenleistung von 158 PS (116 kW) kauften. Frauen bezahlten demgegenüber im Zeitraum der Datenerhebung Fahrzeuge, die es durchschnittlich nur auf 132 PS (97 kW) bringen.
Höhere Ausgaben bedeuten nicht zwangsläufig eine höhere Wertschätzung des Autos
Frauen scheinen jedoch mehr Wert auf andere Aspekte zu legen, denn ihr Auto schätzen sie ebenso sehr wie die Herren der Schöpfung: So betont auch die FAZ, „dass die Beziehung zum Auto bei Frauen nicht weniger emotional ist als die des männlichen Geschlechts“. Der Frage nach der geschlechterspezifischen Wertschätzung des Autos sind Hirnforscher und Psychologen nachgegangen. Die Soziologin Christa Bös von der Freien Universität Berlin beispielsweise untersucht die Beziehung des Menschen zum Auto. Sie erklärte der Zeitung Die Welt, dass sich zwischenmenschliche Beziehungen und die Liebe zum Gefährt „erstaunlich ähnlich“ seien. Warum, begründen Forscher der Universität Ulm, die bei männlichen Probanden beim Anblick schicker Sportwagen eine erhöhte Aktivität im Nucleus accumbus feststellen konnten – dem sogenannten Belohnungszentrum des Gehirns. Erhöhte Aktivität wird hier sonst nur beim Sex und Kokainkonsum gemessen. Doch auch das spielt im Geschlechtervergleich noch keine Rolle bei der Wertschätzung des Autos: Christa Bös ist der Ansicht, dass Frauen Autos lediglich anders wertschätzen. Ihre Beziehung zum Fahrzeug sei im Gegensatz zu den Männern eher mit „Gefühlen der individuellen Autonomie verbunden“. Männer sähen Autos im Gegensatz dazu vielmehr als Statussymbol – für sie drücken Autos eher ihren Wohlstand aus.