Pflanze mit Potenzial: Cannabis ist eine uralte Nutz- und Heilpflanze. Bereits im Mittelalter wurden Bücher auf Hanfpapier gedruckt sowie Seile hergestellt. Ebenso sind die medizinischen Zwecke der Pflanze lange bekannt. Im 20. Jahrhundert war Cannabis als Rauschdroge verpönt. Mittlerweile werden aus den Extrakten des Gewächses aber wertvolle Medikamente hergestellt. Für welche Patienten sich cannabishaltige Arznei eignet und welche Wirkung sich im Körper zeigt, erklären wir in diesem Artikel.
Wie Cannabis im Körper wirkt
Im Zusammenhang mit der Cannabispflanze spielen sich die primären Effekte im körpereigenen Endocannabinoidsystem ab. Es ist als Teil des Nervensystems zu verstehen und verfügt über Rezeptoren, an die chemische Verbindungen docken. Bei der Aufnahme von cannabishaltiger Medizin gelangen als Cannabinoide bezeichnete Botenstoffe in die Blutlaufbahn. Von dort aus werden sie zu den Nervenzellen geleitet und binden an Rezeptoren im Gehirn. Auf diese Weise entfalten sich die medizinischen Wirkungen. Typischerweise bringt man die Pflanze mit dem Wirkstoff THC in Verbindung. Er gilt als berauschend, appetitanregend, entspannend und euphorisierend. Daneben stellen Cannabidiole (CBD) die zweite wichtige Stoffgruppe dar. Sie wirken entkrampfend, beruhigend und schmerzstillend. Ferner können sie Entzündungen hemmen.
Welche Patienten profitieren von Cannabis?
Primär ist Cannabis für chronische Schmerzpatienten interessant. Dazu zählen Rheumatiker, Krebspatienten, Diabetiker und Menschen mit Arthrose. Zudem wird es bei neurologischen Krankheiten eingesetzt. Multiple Sklerose sowie Epilepsie gelten als bekannteste mit Cannabis therapierbare Erkrankungen. Gleichermaßen berichten Betroffene des Tourette-Syndroms von Verbesserungen bei der Einnahme von Cannabis. Experten erwarten für die Zukunft weitere Behandlungsmöglichkeiten mit der Hanfpflanze, etwa für Krankheiten wie Parkinson.
Cannabis auf Rezept verschreiben lassen
Als Heilpflanze findet Hanf unterschiedlichste Anwendungsformen. Kapseln und Öle werden ebenso auf dem Markt verkauft wie getrocknete Medizinalblüten zur Inhalation. Während Produkte mit reinem CBD oft frei verkäuflich sind, gilt das nicht für Waren mit THC. Ein Arzt verschreibt unter bestimmten Voraussetzungen Cannabis auf Rezept. Der deutsche Gesetzgeber setzt dafür einen strengen Rahmen. Als Patient müssen Sie durch Ihren Arzt einen detaillierten Antrag ausfüllen lassen. Darin sind bisher angewandte Therapien sowie deren Misserfolg darzulegen. Der Mediziner muss weiterhin eine positive Prognose für die Behandlung mit Cannabis beschreiben. Schließlich muss die Krankenkasse dem Antrag stattgegeben. Gibt sie grünes Licht, stellt Ihr Arzt ein Rezept aus. Manchmal ist auch ein Privatrezept möglich. Mittlerweile bieten zahlreiche Apotheken medizinisches Cannabis an. Es sollte von Patienten immer in genauer Absprache mit dem Mediziner eingenommen werden.
Bestehen Risiken bei der Anwendung?
Wie bei jedem anderen Medikament kann Hanf zu unerwünschten Begleiterscheinungen führen. Überdies ist die Forschung zu Cannabis noch nicht sehr alt, weshalb kontinuierlich neue Erkenntnisse ans Licht kommen. Die Einnahme geht bei manchen Personen mit Mundtrockenheit, Konzentrationsschwäche oder Müdigkeit und Erschöpfung einher. Grundsätzlich sind die Nebenwirkungen bei jedem Menschen individuell. Für gewöhnlich wird die Arznei jedoch vertragen. Vertrauliche Arztgespräche helfen Ihnen, den persönlichen Nutzen und potenzielle Risiken optimal einzuschätzen.
Fazit
Medizinisches Cannabis dürfte sich in den nächsten Jahren zu einem bedeutsamen Baustein in der Therapie zahlreicher Krankheiten entwickeln. Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf neue Entwicklungen reagieren wird.