By Tim.Reckmann (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons Von Istanbul über Wien nach Hamburg
Seitdem 1967 Özcan Arkoc als erster Fußball-Profi aus der Türkei, über den Umweg Wien, wo er bei der Austria spielte, zum Hamburger Sportverein wechselte, sind die vielen türkischen Spieler oder Spieler mit türkischem Familienhintergrund, nicht mehr aus der Bundesliga wegzudenken. Dass unter den Top-5 Nationen bei den Einsatzminuten in der Bundesliga die Türkei nicht vorne aufscheint, liegt hauptsächlich daran, dass häufig türkischstämmige Spieler mit deutschem, österreichischem oder schweizer Pass spielen.
Zumeist Migrantenkinder
Einige, wenige davon, wie Özcan Arkoc oder der Leipziger Atınç Nukan, wechselten aus der türkischen Liga in die Bundesliga, die meisten aber sind Migrantenkinder, welche entweder in Deutschland geboren wurden, oder in ganz jungen Jahren mit den Eltern hierher kamen. Sie wuchsen häufig mit zwei Sprachen und in komplett unterschiedlichen Kulturen auf.
Spannung unter Fußball-Verbänden
Für die Besten von ihnen bricht schon in frühen Jahren ein Gezerre aus, für welche Nationalmannschaft sie denn spielen sollen. Gutes Beispiel dafür ist die U-17 Weltmeisterschaft, die 2011 in Mexiko stattfand und bei der acht türkischstämmige Spieler Deutschland erfolgreich vertraten.
Gleich danach brach zwischen dem damaligen DFB-Sportdirektor, Matthias Sammer, sowie dem türkischen Verbandsfunktionär und ehemaligen Borussia Dortmund-Spieler Erdal Keser, eine verbale Medienschlacht über die angeblich aggressive Vorgangsweise des türkischen Verbandes beim Scouting von potenziellen Verbandsspielern aus. Laut FIFA-Regularien dürfen nämlich Doppelstaatsbürger eines der beiden Nationalteams wählen und sogar das Team wechseln, solange sie noch kein Spiel für das A-Team bestritten haben. Diese Entscheidung fällt vielen schwer, reden doch zumeist einige Parteien mit. An oberste Stelle sind dies natürlich die Verbände der beiden Nationen selber, aber auch Familie, Freunde, der Verein und die Spieler-Berater sind häufig involviert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass manchmal Spieler den Verband wechseln, müssen sie doch sportliche, wirtschaftliche und emotionale Faktoren in einem sehr dynamischen Umfeld, wo in Wirklichkeit nur die Tagesform zählt, abwägen. Tolgay Arslan, der in Paderborn geborene frühere Hamburger und jetzige Besiktas-Spieler, hat diesbezüglich mit Sicherheit den skurilsten Lebenslauf. Er spielte zunächst in der türkischen U-19 Auswahl, dann in der deutschen U-20, wieder gefolgt von der türkischen U-21, bevor er erneut zum deutschen Fußballverband zurückkehrte. Noch ist aber in dieser Causa das letzte Wort nicht gesprochen, spielte ja Tolfay Arsland bislang noch für keinen der beiden Verbände im A-Team.Türkischer Beitrag auch in Zukunft garantiert
Für viele lief aber die Verbandswahl einfach und unkompliziert ab. Sie entschieden sich entweder, wie die Altintop-Brüder oder der Dortmunder und ehemalige Real-Madrid-Star Nuri Sahin, schon in jungen Jahren für die türkischen Nachwuchsmannschaften und zählen heute zu den stützten des A-Teams oder andererseits wie Mesut Özil oder Ilkay Gündogan für die deutsche Nationalmannschaft, wo sich ersterer 2014 mit glänzenden Leistungen zum Weltmeister krönte.
Wie auch immer sich die vielen türkischstämmigen Nachwuchsspieler in Zukunft entscheiden werden, es ist davon auszugehen, dass der türkische Beitrag weiterhin die deutsche Bundesliga zu einer der spektakulärsten Ligen der Welt machen wird.