China scheint uns heute näher denn je zuvor und bleibt doch undurchschaubar. Einen Zugang zur jahrtausendealten Geschichte und Vorstellungswelt des Reiches des Goldenen Drachen über die seidenen Gewänder und Textilien bietet der Katalog „Drachen aus goldenen Fäden. Chinesische Textilien aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld“.
Der reich bebilderte Überblick über chinesische Textilien vom 13. bis ins 20. Jahrhundert schlüsselt Muster und ihre Bedeutung auf und erklärt die Verwendung der Gewänder und Stoffe. Textile Techniken und Materialien, allen voran Goldfäden und Seide, spielen als begehrte Handelsware seit der Han-Zeit (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) eine zentrale Rolle. Frühe Goldstoffe mit Drachen, Gewänder des Hofes der Mandschu und der Han-Dynastie, wie auch Objekte der Inneneinrichtung und moderne Textilien bieten überraschende Erkenntnisse und Einsichten in die weit entfernte Welt der chinesischen Dynastien.
Der Drache: Im Westen steht er für das Böse. In China ist er das Symbol für große Energie und Macht. Nicht umsonst wird das Sitzmöbel des Kaisers „Drachenthron“ ge-nannt. Angesichts dieser völlig unter-schiedlichen Bedeutung lohnt sich der tie-fere Blick in die jahrtausendealte Ge-schichte sowie in die Muster- und Vorstel-lungswelt des Reiches des goldenen Dra-chen. Der Katalog „Drachen aus golde-nen Fäden“ (Nünnerich-Asmus Verlag Oppenheim, ET: 16. November 2020) präsentiert auf 240 reich bebilderten Seiten rund 120 chinesische Textilien aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld.
Ausgangspunkt der Betrachtung ist zwar der goldene Drache, doch werden auch zahlreiche weitere Muster auf chinesischen Seiden und ihre Symbolik aufgeschlüsselt sowie die Verwendung der Gewänder und Textilien erklärt. Denn Muster und Motive auf Textilien waren in der chinesischen Tradition nie reine Dekoration, sondern trugen eine Aussage. Der Band ebnet dem Leser so einen Weg, die Kulturgeschichte Chinas durch Blütenmuster auf Damastseiden, Drachen aus Goldfäden und fünf roten Fledermäusen – Symbol für größtes Glück – zu erkunden.
Einführend wird die Entwicklung des Drachensymbols und seine Verwen-dung als Mustermotiv durch die Geschichte geschildert. Die Bedeutung von Textilien für den religiösen Kult und die profane Bühnenwelt sowie die Funk-tion von Dekor und Farbe als Ausdruck sozialen und höfischen Rangs des Trägers werden erklärt. In den Bereich der Herstellung begleiten Beiträge zu Dekortechniken und Farben, bevor der umfangreiche Katalog mit der Prä-sentation der prachtvollen Gewänder wie auch der Objekte der Inneneinrich-tung und moderner Textilien anschließt. Mit jedem Textil weitet sich der Blick des Lesers in die Geschichte Chinas vom 13. bis ins 20. Jahrhundert und rückt diese entfernte Kultur ein Stück näher an Europa.
Der Autor: Walter Bruno Brix ist Sachverständiger und Experte für Kunst aus Ostasien. Kunst-handwerk und besonders Textil sind seine Spezialgebiete. Er studierte in Kyoto, Japan die Kunst der Seidenweberei und weiterer Techniken der textilen Tradition in Theorie und Praxis. Seit 1995 hat er zahlreiche Sammlungen in Museen und für private Sammler wissenschaftlich aufgearbeitet und in Fachpublikation einem großen Publikum zugäng-lich gemacht.
Walter Bruno Brix (Autor) Annette Paetz gen. Schieck, Isa Fleischmann-Heck (Hrsg.)
Drachen aus goldenen Fäden
Chinesische Textilien aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums Krefeld
240 Seiten, 252 Abbildungen
21 x 29,7 cm, gebunden
ISBN 978-3-96176-135-7
€ 31,00 (D) / € 31,90 (A)