Sie leben im selben Land, besuchen dieselbe Schule, haben den gleichen Beruf – und doch bleiben sich türkeistämmige Zuwanderinnen und Zuwanderer und einheimische Deutsche häufig fremd.Mit den Deutsch-Türkeistämmigen Biografiegesprächen wollen wir diese unsichtbaren Grenzen überwinden und einen ganz persönlichen Dialog anregen.
Die Moderatorin der Biografiegespräche, Türkan Karakurt (Sozialwissenschaftlerin): „Das Interessante an den Biografiegesprächen ist, dass sie eine Tiefe der Verständigung und Anteilnahme zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ermöglichen, die andere Methoden des Austausches in der Erwachsenenbildung nicht bieten können: eine Verständigung auf der Ebene der Ratio wie auch auf der Ebene der Gefühle.“
Die Biografiegespräche an den verschiedenen Standorten organisieren und leiten türkeistämmig/deutsche Moderatorenteams. Diese werden durch eine vom ost-west-forum konzipierte und durch die Robert-Bosch-Stiftung geförderte Schulung auf die Moderation vorbereitet. Das Ausbildungskonzept sieht ein vorbereitendes Seminar sowie einen Erfahrungsaustausch im Rahmen eines Colloquiums vor. Bei der Schulung steht das Konzept der Gödelitzer Biografiegespräche im Mittelpunkt. Die Gruppe wird zudem selbst Biografiegespräche durchführen, denn jeder Moderator sollte, bevor er moderiert, selbst an einer Biografierunde teilgenommen haben. Während des Colloquiums tragen die Moderatoren ihre Erfahrungen zusammen und entwickeln gemeinsam einen Leitfaden für die Moderation.
Termine der Deutsch-Türkeistämmige Biografiegespräche an den einzelnen Standorten
Information und Anmeldung auf der Website ost-west-forum GUT GÖDELITZ E.V.
Berlin:
1. März 2014
Moderiert von Tanja von Frantzius und Sevtap Doğan.
29. bis 30. März 2014
Moderiert von Perihan Güleryüz und Reiner Rex
11. bis 12. Oktober 2014
Moderiert von Sema Yilmaz Karasu und Claudia Kipp-Cötok
8. bis 9. November 2014
Moderiert von Perihan Güleryüz und Reiner Rex
Frankfurt:
27.6. -29.6.2014
Moderiert von Angela Spindler und Sinan Ötzel
Freiburg:
21. bis 23. Februar 2014
19. bis 21. September 2014
Moderiert von Ibrahim Sarialtin, Ulrike Schnellbach und Türkan Karakurt
Gefördert durch die Stadt Freiburg und die Baden-Württemberg-Stiftung
Friedrichshafen:
28. 3. bis 30. 3. 2014
24. – 26.11. 2014
Moderiert durch Gerlinde Ajiboye-Ames und Hüda Tuzlu.
Gefördert durch die Stadt Friedrichshafen und die Baden-Württtemberg-Stiftung.
Hamburg:
7. bis 9. März 2014
19. bis 21. September 2014
Moderiert von Christiane Fröhlich und Metin Yaman
Gefördert durch die Alfred-Töpfer Stiftung Veranstaltungsort: Gut Siggen
Konstanz:
21.03. – 23.03.2014
14.11. – 16.11. 2014
Moderiert von Elke Cybulla, Hans Weinbacher, Oya Abalı und Zahide Sarıkaş
Gefördert durch die Standt und den Landkreis Konstanz
Mannheim:
21.2. – 23. 2. 2014
Gefördert durch die Stadt Mannheim und die Baden-Württemberg-Stiftung.
Alle unsere Moderatoren haben sich bereits mit dem Thema Migration beruflich und privat beschäftigt.
Berlin:
Perihan Güleryüz, Verwaltungsangestellte und Betriebswirtin:
„Ich finde dieses zwischenmenschliche Zusammenkommen ist eine bemerkenswerte Arbeit. Ohne jegliche Wertung über die Personen oder über die Herkunft gehen wir an die Sache ran. Wir sehen den Menschen.“
Rainer Rex, Arzt: „Es ist jedes Mal wieder beglückend, welches Ausmaß an Vertrautheit sich innerhalb weniger Stunden zwischen vorher Fremden entwickelt. Ich hungere jeder nächsten Lebensschilderung entgegen.“
Sema Yilmaz-Karasu, Psychologin und Psychoanalytikerin: „Trotz gegenzeitiger Akzeptanz und einem offenen Miteinander erleben wir immer noch viele Barrieren. Deshalb wollen wir mit deutsch-türkeistämmigen Biografiegesprächen gemeinsam Brücken bauen, um gegenseitige Gefühle der Fremdheit, Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden. Dafür brauchen wir echte Begegnungen – den freundschaftlichen, intensiven Austausch persönlicher Erfahrungen und Lebenswege.“
Claudia Kipp-Cötok, Diplompsychologin und Psychotherapeutin: „Ich habe in meiner Lebensgeschichte das Zusammenwachsen mit meiner aus der Türkei stammenden Schwiegerfamilie als großes Geschenk erlebt und ich engagiere mich für die Biografiewochenenden, weil in erstaunlich kurzer Zeit zwischen den Teilnehmenden Fremdheit überwunden und Begegnungen auf einer tiefen menschlichen Ebene möglich werden. Davon brauchen wir mehr für das Zusammenleben in diesem Land.“
Sevtap Dogan, Kinderpflegerin: „Mit meinem Engagement in diesem Projekt leiste ich eine politische Arbeit, mit der ich mich voll und ganz identifizieren kann.“
Tanja von Frantzius, Kommunikationswissenschaftlerin: „Das Modell der Biografiegespräche knüpft an ein Thema an, mit dem ich mich schon sehr lange beschäftige: Wie kommen wir in einen Austausch miteinander, sodass wir voneinander lernen?“
Sebastian Uhlig, Student des Wirtschaftsingenieurswesen: „Ich glaube an die positive Kraft des Gesprächs um Vorurteile zu beseitigen und Brücken zwischen Menschen zu bauen. Beides ist heute absolut notwendig und fundamental für die Zivilgesellschaft.“
Frankfurt: Angela Spindler, Sozialarbeiterin Aus persönlicher und beruflicher Erfahrung weiß ich um die Prägungen durch unsere familiären Biografien und deren kulturelle Einbettung. Ich bin noch immer neugierig auf Menschen, die sich mit ihrer Biografie beschäftigen und bereit sind andere daran teilnehmen zu lassen, denn ich weiß, wie viel wir gemeinsam voneinder lernen können.
Sinan Ötzel, Investmentbeater, Sie bieten eine Plattform für den freien persönlichen Austausch. Jeder Teilnehmer gibt den anderen mit seiner Geschichte Einblick in seine persönliche Realität. Auf dieses Basis kann Verständnis für diesen Menschen, seine Kultur und schließlich Nähe erwachsen. Wichtige Voraussetzungen für echte Globalisierung und ein langfristig friedliches Miteinander.
Freiburg:
Ulrike Schnellbach, Journalistin: „Ich beschäftige mich als Journalistin seit langem mit den Themen Zuwanderung und Integration. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass wir – die ursprünglich Einheimischen und die Zugewanderten – uns viel zu wenig kennen. Die Biografiegespräche sind eine großartige Chance, das zumindest punktuell zu ändern. Die Geschichten der Menschen, die aus welchen Gründen auch immer zu uns gekommen sind, berühren mich sehr, und ich habe Hochachtung vor ihrer Lebensleistung.“
Türkan Karakurt, Sozialwissenschaftlerin: „Das Interessante an den Biografiegesprächen ist, dass sie eine Tiefe der Verständigung und Anteilnahme zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ermöglichen, die andere Methoden des Austausches in der Erwachsenenbildung nicht bieten können: eine Verständigung auf der Ebene der Ratio wie auch auf der Ebene der Gefühle.“
Friedrichshafen:
Gerlinde Ajiboye Ames, Mitglied im Integrationsausschuss der Stadt Friedrichshafen: „Im Miteinander Reden und vor allem im aktiven Zuhören findet Begegnung statt. Es gibt keine Deutschen oder Türken oder Afrikaner. Ich begegne Menschen mit unterschiedlichen Biographien und werde durch das eigene Reflektieren und dem Zuhören für den anderen zum DU, mit Respekt und Liebe. Ich werde berührt und kann mich öffnen für den Anderen. Mein großes Geschenk! Nur dieser Weg lässt hoffen!“
Hüda Tuzlu, Ingenieur: „Länder, Kulturen und Religionen können sich weder „mögen“ noch „ablehnen“. Begegnung findet immer zwischen einzelnen Menschen statt. Und die Begegnung nach dem Modell des ost-west-forums ist eine geniale Art: urmenschlich und einfach. Es ist vielleicht der effizienteste Weg, um Vorurteile, Misstrauen und Missverständnisse zwischen Deutsch- und Türkeistämmigen in unserer Gesellschaft NACHHALTIG zu reduzieren“.
Hamburg:
Dr. Christiane Fröhlich, Friedens- und Konfliktforscherin: „Es ist nicht akzeptabel, dass ein großer Teil unserer Gesellschaft immer noch als Fremdkörper wahrgenommen wird, meist aus Ignoranz und Unkenntnis. Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft, aber diese Tatsache wird meist negativ bewertet; die zugrundeliegenden Vorurteile führen zu zahlreichen Verletzungen. Dabei bereichert der Kontakt mit anderen kulturellen Traditionen und Hintergründen ungemein! Die Biografiegespräche sind ein guter Weg, diese Lücke zu füllen und das nachzuholen, was die Politik in den vergangenen vierzig Jahren versäumt hat.“
Metin Yaman, Social-Media-Manager: „Ich mache in meinem unmittelbaren Umfeld immer wieder die Erfahrung, dass ich für einige deutsche Erwachsene der erste Kontakt mit türkischem Hintergrund bin, der über ein Sich-Freundlich-Grüßen hinausgeht. Oft werde ich dann mit Verständnisfragen überhäuft, die diesen Menschen wohl schon lange auf dem Herzen gelegen haben müssen. Die deutsch-türkischen Biografiegespräche tragen dazu bei, Antworten auf nie gestellte Fragen zu finden und den Teilnehmern die Scheu zu nehmen, auf den anderen zuzugehen.“
Köln
Astrid Wirtz-Nacken, politische Redakteurin: „Die Deutsch- Türkeistämmigen Biografiegespräche sind für mich eine Zusammenführung all meiner beruflichen Stränge.“
Dr. Hüseyin Aral, Mediziner, „Ich möchte auf beiden Seiten mehr Sensibilität für die Belange und Möglichkeiten akademischer Migrantenfamilien erreichen. Dieses Potential – insbesondere das von weiblichen Migranten – wird in Deutschland zu selten genutzt.“
Ece Sarisaltik Aydin, Politikwissenschaftlerin, Pädagogin: „Ein beeindruckendes Geschenk: So verschieden die Lebensbiografien sein mochten, so nah waren die Gemeinsamkeiten, die ich erstaunt feststellte. Für 24 Stunden an sieben Leben teilhaben zu dürfen, ließ für mich viele Jahre mehr an Lebenszeit gewinnen. Eine Erfahrung, die ich vielen Menschen, meinem Beruf, meinem Partner und meinem Kind weitergeben werde.“
Konstanz:
Zahide Sarikas, Unternehmerin: „Es ist wichtig, dass Projekte wie die Biografiegespräche, die wirklich einen Beitrag der gegenseitigen Toleranz leisten, bundesweit stattfinden“.
Elke Cybulla, Integrationsbeauftragte der Stadt Konstanz: „Aus langjähriger Erfahrung als Integrationsbeauftragte der Stadt Konstanz weiß ich, welche Wirkung gerade die persönliche Begegnung für das interkulturelle Lernen hat. Die Begegnungen durch die Biografiegespräche – im kleinen Kreis – schaffen ein Vertrauen, das neue Einsichten möglich macht und das Verständnis für das Gegenüber fördert“.
Oya Abali, Demoskopin, „Die Biografiegespräche schaffen etwas, was nicht viele Begegnungsprojekte schaffen: einen Dialog auf Augenhöhe. Wir erleben immer wieder, dass die kulturellen Zuschreibungen – türkei- und deutschstämmig zu sein – irgendwann im Laufe der Gespräche verschwinden und sich stattdessen viele Parallelen unabhängig von der kulturellen Prägung zeigen.“
Hans Weinbacher, Lehrer i. R.: „Für eine positive Weiterentwicklung der Bundesrepublik finde ich gelingende Integration von größter Bedeutung. Dazu leisten die Biografiegespräche einen wertvollen Beitrag, weil wir so mehr voneinander erfahren – auch Persönliches – den anderen besser verstehen
und respektieren.“
Ulm:
Dr. Andrea El-Danasouri, Kunsthistorikerin/Religionswissenschaftlerin: Die Deutsch-Türkeistämmigen Biografiegespräche sind eine stimmige und erprobte Methode, die Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und kulturellen Hintergründen auf Augenhöhe zusammenbringt. Beim Zuhören und von sich selbst erzählen entsteht eine solch dichte Atmosphäre, dass Menschen von Herz zu Herz miteinander verbunden werden, dem einzelnen Würde (zurück)gegeben wird und alte Wunden heilen können.
Ali-Efter Yildiz, Facharzt für Innere Medizin: “ Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen…Wir haben viel mehr gemeinsam, als wir denken.“