Es ist zum Haareraufen: Jeden Tag beim Kämmen rieseln Haare zu Boden. In einer solchen Situation fühlen sich die Betroffenen meistens machtlos. Ein gewisses Maß an Haarausfall ist normal und völlig natürlich, da die Haarwurzel laufend Nachschub produzieren und das Haar einem Zyklus unterworfen ist. Dieser reicht von der Wachstumsphase über eine kurze Übergangszeit bis hin zur Ruhephase. Danach fällt das Haar aus und die Haarfollikel starten erneut den Kreislauf. Doch bei vielen Menschen ist dieser natürliche Zyklus gestört. Dass Haarausfall nicht nur ein Problem unserer modernen Zeit ist, beweist die Geschichte der Haartransplantation. Sie geht nämlich bereits auf das 18. Jahrhundert zurück.
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Geschichte der Haartransplantation – die Anfangsphase
Aufzeichnungen zufolge stammen die ersten Versuche, Haare zu transplantieren bereits aus dem 18. Jahrhundert. Damals versucht man allerdings, Tierhaare auf Menschenköpfe zu versetzen, was nicht zum gewünschten Erfolg führte. Als einer der Vorreiter der heutigen Methoden kam 1939 Dr Okunda aus Japan ins Spiel. Er entwickelte das Punch Verfahren, mit dem Haarteile an eine neue Stelle versetzt werden konnten. Diese Methode war bereits von Erfolg gekrönt, da an der neuen Stelle tatsächlich Haare zu wachsen begannen. Dr Okunda forschte damals im Bereich der Haartransplantation, um Brandopfern zu helfen. Ein Problem stellte dar, dass im Rahmen der Punchtechnik ganze Haarbüschel verpflanzt wurden, was generell zu einem relativ unnatürlichen Ergebnis führt. Nur wenige Jahre später, nämlich 1942, erfolgte der nächste Meilenstein in der Geschichte der Haartransplantation. Dann nämlich wurde das Micrografts-Verfahren vorgestellt. Dabei wurden nur zwei bis drei Haare entnommen und mitsamt einem ellipsenförmigen Hautstreifen an eine neue Stelle verpflanzt. Vorteil bei dieser Methode was, dass es schon bereits weit natürlicher aussah als die vorherigen Techniken. 1959 kam mit der Strip Technik eine weitere Innovation auf den Markt. Entwickelt wurde sie von dem brasilianischen Arzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie Carlos Oscar Uebel. Im gelang es, aus dem bestehenden Haarkranz Haarstreifen zu entnehmen und an der neuen Stelle einzusetzen. Diese Methode brachte den entscheidenden Vorteil, dass das Ergebnis dem ursprünglichen Haarkleid vor Beginn des Haarausfalls schon verblüffend ähnlich sah.
Haartransplantations Methoden im Überblick: Von der Geschichte zur Gegenwart
Eine der heute immer noch angewandten Methoden der Haarverpflanzung geht auf die Erkenntnisse von Carlos Oscar Uebel zurück. Bei der FUT Methode (in Deutsch als Streifentechnik übersetzt) wird unter örtlicher Betäubung ein schmaler Hautstreifen von 1 bis 1,5 Zentimeter Breite aus dem bestehenden Haarkleid entnommen. Anders als noch in den 1950er und 1960er Jahren üblich wird jedoch nicht der gesamte Streifen an den neuen Ort versetzt. Vielmehr wird die entnommen Hautpartie samt Haaren unter einem Mikroskop begutachtet. Dabei werden die Haarfollikel einzeln entnommen. Pro Quadratzentimeter entnommenem Hautstreifen lassen sich auf diese Weise 60 bis 120 Haarwurzeln präparieren. Die genaue Anzahl hängt von der Qualität der Haare ab. Mittels speziellen Geräten bringen Experten die so gewonnenen Follikel auf die kahle Stelle der Kopfhaut an. Geeignet ist diese Methode für viele Arten des Haarausfalls. Es können damit lästige Geheimratsecken, Stirnglatzen und kahle Stellen am Hinterkopf bearbeitet werden. Dank innovativer Technik entstehen am Empfängerbereich kaum Wunden, die winzig kleinen Narben sind kaum zu sehen. Nachteil bei dieser Methode ist die relativ große Wunde, die im Empfängerbereich entsteht. Immerhin ist der entnommene Hautstreifen bis zu 10 Zentimeter lang. Nach der Entnahme muss die Wunde genährt werden. Deswegen dürfen Patienten nach der Behandlung für ungefähr drei Wochen keinen Sport betreiben. Zwar lässt sich die Narbe meistens gut mit dem übrigen Haarkleid kaschieren, dennoch ist sie vorhanden.
Geschichte der Haartransplantation: Die moderne Technik
Wer sich heute Haare nach dem neuesten Stand der Technik verpflanzen lassen möchte, entscheidet sich für die FUE Technik – die Follicular Unit Extraction. Die neue und innovative Haarverpflanzungs Methode basiert auf dem Wissen der Medizin, dass Haarfollikel immer in Gruppen wachsen. Rund zwei bis vier Haare sind zu sogenannten Grafts zusammengefasst. Genau diese werden bei der FUE Technik entnommen. Dass diese Methode relativ viel Zeit in Anspruch nimmt, kann man sich gut vorstellen. Immerhin sind mehrere Schritte dafür notwendig:
- Zunächst einmal muss geklärt werden, ob sich die Technik für den Patienten überhaupt eignet
- Im nächsten Schritt wird der Spenderbereich genau analysiert – meistens befindet sich dieser am Hinterkopf des Patienten
- In modernen Instituten lockert ein Mikromotor zunächst die Haarfollikel
- Entnahme der Grafts mit einer Hohlnadel
- Aufbereitung in einer speziellen Nährlösung
- Verpflanzung an die kahle Stelle am Kopf
Um ein volles Haarkleid zu erzielen, müssen ungefähr 70 bis 100 Haarfollikel pro Quadratzentimeter verpflanzt werden. Engagierte Teams bei den Haarwuchsspezialisten verpflanzen bis zu 5.500 Grafts pro Tag. Dafür muss man als Patient einige Geduld mitbringen. Der gesamte Eingriff zieht sich nämlich über mehrere Stunden. Doch die innovative FUE Methode überzeugt mit vielen Vorteilen: Sowohl der Spender- als auch der Empfängerbereich sind weit weniger gereizt als bei bisherigen Methoden. Da die Haare aus dem hinteren Bereich des Kopfes einzeln entnommen werden, ist keine Naht notwendig, es kommt auch zu keiner Narbenbildung. Auch die Erfolgschancen sprechen für sich: Da körpereigenes Haar verpflanzt wird, kommt es kaum zu Abwehrreaktionen. Darüber hinaus überzeugt das natürliche Ergebnis: Da die Haarfollikel in einzelnen Gruppen verpflanzt werden, kann sie der Experte dicht aneinander setzen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Patienten bereits einige Tage nach dem Eingriff wieder voll in den Alltag einsteigen können. Sport ist bereits nach fünf Tagen erlaubt. Allerdings muss man einige Zeit warten, bis das volle Ergebnis sichtbar ist. Bis sich die Haarfollikel an der neuen Stelle festsetzen und mit der Haarproduktion beginnen, kann es einige Zeit dauern. Nach rund einem Jahr ist das Resultat sichtbar.
Geschichte der Haartransplantation: Das Fazit
Haarausfall bedeutet für die Betroffenen oft den Verlust von Selbstvertrauen und zieht oft psychische Probleme mit sich. Kaum jemanden lässt es kalt, wenn das Haarkleid schwindet. Aus diesem Grund versuchen Forscher schon seit Jahrhunderten, ein probates Mittel dagegen zu finden. Bereits im 18. Jahrhundert erfolgten die ersten Versuche, Haare zu transplantieren. Doch erst Mitte des 20. Jahrhunderts gelang der Durchbruch, als es gelang menschliches Haar von einer Stelle zu einer anderen zu verpflanzen. Heute kommt vorwiegend die innovative FUE Technik zum Einsatz. Dabei werden einzelne Haarfollikelgruppen entnommen. Der große Vorteil bei dieser Methode ist die ausgezeichnete Verträglichkeit. Außerdem dürfen sich Betroffene nach der Behandlung über ein besonders natürliches Ergebnis freuen.