Gute Kohlenhydrate, schlechte Kohlenhydrate
Kohlenhydrate gelten als Fettmacher der Nation. Werden sie zu Unrecht verteufelt? Dr. Xand van Tulleken begibt sich auf Spurensuche. Durch kleine Änderungen in seiner Ernährung schafft er es, gesünder zu leben. Dabei kommt es ganz darauf an, die richtigen Kohlenhydrate zu essen – und auf welche Art und Weise. Laut neuer Studien lässt sich so sogar die Fruchtbarkeit steigern und auch Typ-2-Diabetes könnte reversibel sein.
In dem Programm „Die Wahrheit über Kohlenhydrate“ bricht Dr. Xand van Tulleken die oftmals komplex erscheinende Thematik der Kohlenhydrate für den Zuschauer einfach verständlich herunter. Für eine alltagtaugliche Anwendung unterteilt der englische Arzt und Moderator Dr. Xand van Tulleken Kohlenhydrate in drei Arten: in Stärke, Zucker und Ballaststoffe – vereinfacht dargestellt in den Farbkategorien Beige, Weiß und Grün. In Kartoffeln, Mehl, Reis und Nudeln steckt viel Stärke (Beige), in Süßigkeiten und den meisten verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker (Weiß) und Ballaststoffe stecken vor allem in Obst und Gemüse (Grün). Da Zucker sowohl als Stärke schnell Energie liefern und bei übermäßiger Einnahme als Fett gespeichert werden, sieht Dr. Xand van Tulleken Kohlenhydrate dieser beiden Kategorien unterm Strich als schlechte Kohlenhydrate an und rät, sie mit Vorsicht zu genießen.
Der Arzt und TV-Moderator setzt sich in diversen TV-Shows mit Ernährung und Gesundheit auseinander und schreckt auch nicht davor zurück, seinen eigenen Körper als Versuchsobjekt einzusetzen. Um herauszufinden, wie er Kohlenhydrate zu seinem Vorteil nutzen kann, führt van Tulleken einen Fitness-Test mit Dr. Howard Hurst an der University of Central Lancashire durch. Dieser forscht über die Auswirkungen von Kohlenhydratgetränken auf unseren Körper. Das Experiment mit Dr. Xand van Tulleken bestätigt, dass allein das Spülen des Mundes mit einem kohlenhydrathaltigen Getränk die sportliche Leistung des Körpers steigert.
Dr. Xand van Tulleken zitiert auch aus interessanten Studien – etwa, dass die empfohlene Tagesdosis von 30 Gramm Ballaststoffe das Darmkrebsrisiko um 30 Prozent verringern können. Aber auch zwischen Kohlenhydraten und Fruchtbarkeit gibt es möglicherweise einen Zusammenhang: Grace Dugdale, eine Reproduktionsbiologin, verschrieb Paaren eine kohlenhydratarme Diät, um ihre Fortpflanzungsfähigkeit zu verbessern – die Ergebnisse lassen aufhorchen. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass der Verzicht auf weiße und beige Kohlenhydrate den Blutzuckerspiegel sinken lässt, was mitunter eine gute Nachricht für Diabetiker sein könnte. Ein zwei-wöchiger Test mit Probanden mit Typ-2 Diabetes zeigt bei einer kohlenhydratarmen Ernährung erhebliche gesundheitliche Verbesserungen der Teilnehmer. Die Ergebnisse suggerieren, dass eine kohlenhydratarme Ernährung nicht nur vor Diabetes schützt, sondern sich durch einen anhaltenden Ernährungsumstieg auch Typ-2 Diabetes rückläufig entwickeln kann.
Der Cracker-Test
Warum werden manche Leute von Kohlenhydraten dick – und andere nicht? Aufschluss darüber gibt möglicherweise die Zusammensetzung des Speichels. Im Speichel befindet sich ein Enzym, das Zuckermoleküle aufspaltet. Eine Theorie sagt: Je höher die Konzentration dieses Enzyms ist, desto besser könne der Körper Kohlenhydrate verarbeiten.
Um herauszufinden, wer viele von diesen Enzymen hat und wer nicht, macht Dr. Xand van Tulleken mit Freiwilligen den Cracker-Test. Er lässt die Probanden einen kleinen, ungesalzenen Cracker essen. Sie kauen, bis sich der Geschmack verändert – er wird entweder ein bisschen süßer. Es kann aber auch ein anderer Geschmack sein. Das Ergebnis des Tests ist verblüffend. Bei manchen Probanden ändert sich der Geschmack im Mund innerhalb von Sekunden, bei anderen gar nicht.
Die Genetikerin Dr. Sharon Moalem erklärt: Wenn sich der Geschmack in weniger als 15 Sekunden ändert, verarbeite der Körper Kohlenhydrate ziemlich gut. Bis 30 Sekunden bedeute, die Verarbeitung der Kohlenhydrate sei in Ordnung. Wenn sich der Geschmack bis Ablauf von 30 Sekunden nicht verändert hat, sei das ein Zeichen dafür, dass der Körper Kohlenhydrate nicht so gut verarbeiten könne – was zu Gewichtszunahme und gesundheitlichen Problemen führen könnte. Dr. Moalem empfiehlt in diesem Fall eher Low Carb zu essen – also möglichst wenig Kohlenhydrate. Doch auch die Low Carb Ernährung hat Tücken: Kohlenhydratreiche Lebensmittel werden oft durch fett- und eiweißreiche Lebensmittel ersetzt. Das aber erhöht laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V (DGE) das Risiko für verschiedene Krankheiten wie die koronare Herzkrankheit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät daher, bei Brot, Nudeln, Reis und Mehl auf Vollkorn umzusteigen.
Deutschlandpremiere, Do., 19.03.20, 20:15 Uhr