Waschgel, Moisturizer, Pflegecreme – wer jetzt denkt, dass es sich hier um Beauty-Produkte für Frauen handelt, denkt falsch. Denn auch für die Herren der Schöpfung gibt es mittlerweile vieles, was ihn noch „schöner“ macht. Längst vorbei sind also die Zeiten, in denen Männer kritisch beäugt wurden, wenn sie mehr als Duschgel, Shampoo und Deo im Badezimmer stehen hatten.
Elena Helfenbein, Kosmetik-Expertin von BABOR verrät, dass das Pflege Must-Have für den Mann Ampullen sind. Aber warum? „Sie wirken superschnell und die leichte Textur ist perfekt für Männerhaut geeignet.“ Ebenfalls praktisch ist, dass sich die Frage nach der Menge ganz easy beantworten lässt. „Jede Ampulle enthält genau eine Dosis Wirkstoffkonzentrat.“ Jeder Boxenstopp startet aber erst einmal mit einem Waschgel fürs Gesicht. Wer ganz sicher gehen möchte,kann mit mit speziellen Anti-Aging-Produkten den Zeichen der Zeit entgegenwirken. Frank Weckesser, Geschäftsführer AROMACOMPANY: „Gute Pflege beinhaltet ein mildes Reinigungsgel und einen Toner. Anschließend ist ein Tropfen hochwertiges Gesichtsöl oder eine Creme sehr empfehlenswert.“
Etwas aufwändiger dagegen gestaltet sich die Bartpflege. „Konturen müssen perfekt sein, dabei vor allem am Hals und den Bereich um die Lippen achten, aber auch nicht wie mit einer Schablone alles zu korrekt machen,“ erklärt André Goerner, Inhaber der Salons Goerner & Company und Gentlemen’s Circle. Vorab ist es allerdings wichtig, die Haut gut auf die Rasur vorzubereiten. André Goerner: „Den richtigen Rasierschaum/Seife auswählen oder auf Rasieröle setzen, vor allem bei empfindlicher Haut.“ Wenn man sich mehr Zeit für die Rasur nehmen möchte, empfiehlt Ralf Schmidt, Experte von Becker Solingen, Marke Erbe „eine heiße Dusche vor der Rasur oder seine sehr warme Handtuchkompresse, die auf die untere Gesichtshälfte aufgelegt wird.“
Als nächsten Schritt empfiehlt er die Haut und das Barthaar mit einem Dachshaarpinsel einzuschäumen. Hierfür wird der Pinsel mit warmem Wasser befeuchtet und dann die Rasiercreme oder -seife bzw. Rasiergel in einer Schale oder direkt auf der Haut mit kreisenden Bewegungen zu einem feinporigen Schaum geschlagen. Wer es noch etwas luxuriöser möchte, wählt einen Pinsel aus Silberspitz-Dachshaar. Diese speziellen Dachshaare sind weicher und von noch höherer Qualität. Sie stammen aus dem Oberhaar und haben deutlich erkennbare dunkle Streifen in der Mitte. „Die Schaumentwicklung mit reinem Silberspitz-Dachshaar ist ausgezeichnet. Natürliches Dachshaar ist nicht ganz so weich, aber auch bestens geeignet, um einen homogenen Schaum zu schlagen,“ erläutert Ralf Schmidt. Natürliches Dachshaar wird aus dem Unterfell gewonnen, ist optisch ohne erkennbare Zeichnung und wirkt etwas massierender auf der Haut. Wie jedes Dachshaar ist es wasserabweisend, elastisch und lange haltbar. Frank Weckesser rät zudem, noch ein Öl vor der Rasiercreme aufzutragen.
Wer das Rasieren lieber einem Profi überlassen möchte, sollte einen Barbier aufsuchen. „Diese haben ein anderes Auge für Männerästhetik. Männer fühlen sich oft wohler und sind bereit Neues zu probieren,“ so André Goerner. Außerdem ist der Gang zum Barbier für Männer vergleichbar mit dem der Frauen zur Kosmetikerin. Es hat etwas Verwöhnendes, sich seinen Bart rasieren zu lassen, anstatt selbst zu rasieren. „Außerdem ist ein Besuch beim Barbier ratsam, wenn man mit dem Rasiermesser selbst nicht so geschickt ist,“ empfiehlt Ralf Schmidt, denn „die Rasur mit einem Rasiermesser ist die gründlichste aller Rasuren.“
Doch was ist mit der Trockenrasur? Ralf Schmidt erklärt den Unterschied: „Mit einem Trockenrasierer muss Mann viel häufiger über die gleiche Stelle, um das Barthaar entsprechend kurz zu bekommen. Das beansprucht die Haut deutlich stärker.“ Außerdem muss man bei der trockenen Variante häufiger ran, da die Barthaare nicht so nah an der Haut gekürzt werden können wie bei der Nassrasur, wodurch das Barthaar schneller wieder sichtbar wird. Nach der Rasur ist es ratsam, das Gesicht mit kaltem Wasser abzuspülen, da sich dadurch die Poren schließen. Abschließend einen Toner auftragen und ein pflegendes After-Shave-Produkt, das Feuchtigkeit spendet und die Haut beruhigt.
Wenn man anschließend noch ein Parfum auftragen möchte, empfiehlt es sich, ein After-Shave mit neutralem Duft zu wählen, sodass sich der Duft des Parfums besser entfalten kann, so Monika Rot, Inhaberin und CEO von Think Nordic. Wenn beide Produkte intensiv duften, kann dies schnell zu viel werden. Optimal ist es natürlich After-Shave und Parfum gleich aus derselben Duftlinie zu wählen. „Dadurch wird ein charakteristischer Duft kreiert, den die Menschen mit einem selbst verbinden können. Je mehr man einen bestimmten Duft trägt, desto wahrscheinlicher ist es, dass dies jemandem auffällt,“ erklärt Emmanuelle Möglin, Parfümeurin und Gründerin von Experimental Perfume Club.
Welche Düfte in der Herrenwelt momentan angesagt sind, erläutert Parfümeur Christian Plesch: „Herrendüfte sind nach wie vor überwiegend in der Duft-Familie FOUGÈRE zu finden. Allerdings heute mit modernen Aspekten, wie einer spritzig-aromatischen Kopfnote durch Ingwer und Agrumen, sowie einem warmen Fond durch Amber und Holz. Darüber hinaus haben aber auch orientalische Düfte mit Gourmand-Note Platz in der heutigen Duftwelt für Männer gefunden.“ So wie in den letzten Jahren die Herrenpflegelinien immer mehr ausgebaut wurden, haben sich auch die Düfte für Männer weiterentwickelt – und zwar in Richtung Unisex. Der Fokus liegt demnach mehr auf den Hauptzutaten der Düfte als darauf zu betonen ob das Parfum nun „für sie“ oder „für ihn“ ist. Typische Männerdüfte werden aber auch ganz sicher nicht vom Markt verschwinden, da die Nachfrage nach diesen immer noch überwiegt. Auch Christian Plesch ist der Meinung, dass Herrendüfte weicher geworden sind, „also weniger ‚Macho‘, dafür mehr unisex.“
Wie werden (Unisex-) Düfte hergestellt?
Emmanuelle Möglin,
Parfümeurin und Gründerin von Experimental Perfume Club:
Unisex-Düfte werden genauso hergestellt wie alle anderen Düfte. Dem Duft ein Geschlecht zu geben, ist eine Marketingmethode, die vor allem seit den 1980er Jahren eingesetzt wird, um den Verkauf von Duftstoffen in der breiten Masse zu unterstützen. Duft hat kein Geschlecht, also wird jeder Duft auf die gleiche Art und Weise hergestellt. Es ist alles eine Kombination von in Alkohol und manchmal etwas Wasser verdünnten Parfümbestandteilen. Ein Parfümeur erzeugt einen Duft, indem er zunächst verschiedene Kombinationen von Ölen (natürlich und synthetisch) testet, bevor er diese mit Alkohol verdünnt und testet, wie sie sich auf der Haut tragen lassen. Wenn es gut duftende Kombinationen sind, werden die Öle in großen Mengen hergestellt. Diese Zusammenstellung wird eine Weile stehen gelassen, bevor sie schließlich in Alkohol verdünnt werden und noch abermals ein paar Wochen ruhen. Der „Saft“ wird dann abgefüllt und ist für Sie bereit! Bei „typischen“ Männerdüften wird oft auf holzige oder frische, reine Düfte gesetzt, während „weibliche“ Düfte blumiger und süßer sind. Warum diese Duftrichtungen mit diesen Geschlechtern in Verbindung gebracht wurden, ist eine lange Geschichte.
Abschließend zum Thema Düfte wird noch verraten, wo „Mann“ das Parfum am besten aufträgt. Hierzu ein Tipp von Emmanulle Möglin: „Man kann ein Parfum überall auftragen, aber es ist immer eine gute Idee, einen Duft auf die Pulspunkte wie Handgelenk und Hals zu sprühen. Diese Bereiche sind im Allgemeinen wärmer, was dann hilft, den Duft zu verbreiten, sodass die Menschen besser wahrnehmen können, wie gut Sie riechen.“ Aber auf gar keinen Fall sollte man den Duft zwischen den Handgelenken verreiben, da dadurch die Duftmoleküle zerstört werden und das Parfum schneller an Intensität verliert. Zudem empfiehlt es sich, das Parfum mit ca. 20-30 Zentimetern Entfernung auf die gewünschte Körperpartie aufzutragen.
Quelle: Beautypress