Immer mehr Menschen steigen von konventioneller Kosmetik auf Naturkosmetik um. „Allein in 2018 haben über eine Million Käuferinnen und Käufer erstmalig Naturkosmetik in ihren Einkaufskorb gelegt“, so Elfriede Dambacher, Naturkosmetikexpertin.
Ihrer Meinung nach ist dies kein kurzfristiger Trend, sondern Ausdruck des Wertewandels in der Gesellschaft. Die Gesellschaft denkt also um. Was bei Lebensmitteln seinen Ursprung fand, schwappt nun immer mehr auf die Kosmetikindustrie über. Während früher nur wenige an artgerechter Tierhaltung sowie Herkunft und Anbauart von Lebensmitteln interessiert waren, gibt es heute umso mehr Menschen, für die diese Kriterien beim Einkauf entscheidend sind. Dazu Sabine Beer, Gründerin von Santaverde: „In den 50er Jahren hat sich keiner Gedanken über Pestizide, künstliche Aromen oder Konservierungsstoffe gemacht. Das hat sich geändert. Der Verbraucher wünscht sich weniger Chemie. Diese Haltung hat auch den Mode- und Kosmetikmarkt erreicht.“
Doch woher kommt dieser Trend?
Intensive, langanhaltende Düfte sind mit rein ätherischen Ölen nämlich nicht möglich. Auch eine sehr lange Haltbarkeit ist bei Naturkosmetikprodukten nicht machbar, da diese nur mit starken, synthetischen Konservierungsstoffen erreicht werden kann. Horst J. Müller: „Wer jedoch von Naturkosmetik überzeugt ist und seine Einstellung Richtung „Natürlichkeit“ und „Umweltbewusstsein“ ausrichtet, nimmt auch kleinere Nachteile in Kauf.“ Ein problemloser Umstieg von konventioneller Kosmetik auf Naturkosmetik steht damit also nichts mehr im Weg, oder?
Sollte man nun also eine Umstellung in der Erwägung ziehen, braucht man etwas Geduld mit Haut und Haar. Denn eine positive Wirkung ist von heute auf morgen nicht zu erwarten. Eher kann es zu Unreinheiten kommen, welche durch die Ausscheidung von chemischen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen entstehen können. Alles in allem kann es bis zu 6 Wochen dauern, bis sich die Haut vollständig erneuert hat und die Abwehrkräfte ihr natürliches Niveau zurückerlangt haben. Jenny Pohl: „Diese Wartezeit aber wird mit einem klaren, glatten und strahlenden Teint belohnt, der sich von Schadstoffen befreit und wieder gelernt hat, sich selbst zu helfen.“ Ähnliches kann auch mit Haaren passieren. Diese benötigen allerdings, je nach Haarlänge, etwas länger Zeit, um sich zu erneuern. Doch auch Haare und Kopfhaut gewöhnen sich mit der Zeit an die neuen, natürlichen Pflegeprodukte.
Doch worin liegt der Unterschied zur Biokosmetik?
Bei Biokosmetik ist vorgeschrieben, dass die Inhaltsstoffe nicht nur natürlich sein müssen, sondern zudem zertifiziert biologisch angebaut und verarbeitet wurden. Dies bedeutet, dass beim Anbau auf Gentechnik sowie Herbizide und Pestizide verzichtet werden muss. Auch in der Verarbeitung sind technische Hilfsstoffe wie Lösungsmittel nicht erlaubt. Sabine Beer: „Bei manchen Pflanzen, wie beispielsweise der Aloe Vera kann dies große Auswirkungen auf die Qualität haben. Der biologische Anbau sorgt für eine reinere und vitalstoffreichere Qualität der Wirkstoffe.“
Beim NATRUE-Siegel wird sogar verbindlich festgeschrieben, wie viel „Bio“ enthalten sein muss. Dabei gibt es drei Stufen: „Naturkosmetik“ erfüllt den Grundstandard, „Naturkosmetik mit Bioanteil“ bedeutet, dass mindestens 70% der natürlichen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau und/oder kontrollierter Wildsammlung stammen müssen. Die dritte Stufe ist „Biokosmetik“ und verlangt, dass 95% der Inhaltsstoffe biologisch angebaut wurden. Zudem sind die Untergrenzen für natürliche Inhaltsstoffe höher, die Obergrenze für naturnahe Stoffe geringer. Zu guter Letzt geht es um den Begriff „vegan“. Dieser wird mit Naturkosmetik häufig in Verbindung gebracht. Auch Ina Hiller verneint diese Frage. „Ein nicht veganer, in der Naturkosmetik aber dennoch beliebter Inhaltsstoff ist bspw. Bienenwachs, das in zahlreichen Naturkosmetikprodukten vorkommt.“
Quelle: Beautypress