Neueste Forschungsergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass wir Nacht für Nacht auf etwa acht Stunden tiefen Schlaf kommen. Sie erklären, welche verheerenden Folgen Schlafmangel haben kann – von Verkehrsunfällen bis zu schweren Krankheiten wie Depressionen oder Herzinfarkten. Also egal wie wach und hektisch das moderne Leben sein mag – wir Menschen brauchen ausreichend Schlaf, um gesund zu bleiben.
Die Welt tendiert zur Schlaflosigkeit: Das Internet schläft nicht, die glitzernden Großstädte auch nicht und selbst wir Menschen bringen uns immer öfter um die erholsame Nachtruhe. Aber Schlafen ist kein überflüssiges Relikt aus prä-digitalen Zeiten, sondern nicht mehr und nicht weniger als das Fundament unserer geistigen und körperlichen Gesundheit.
Unsere biologische innere Uhr
Wir alle tragen tief in uns eine biologische innere Uhr, die unser Schlafverhalten bestimmt.
- Was verbindest du mit dem Klang deines Weckers am Morgen?
- Ein schrilles und verhasstes Störgeräusch, das dich viel zu früh gewaltsam aus deinen Träumen reißt?
- Oder den perfekt gewählten Startschuss für die schwungvollste Zeit deines Tages?
Wir könnten auch anders fragen: Warum würden die einen am liebsten erst dann aufstehen, wenn die anderen schon ihr halbes Tagwerk verrichtet haben? Der Schlüssel zur Antwort ist unsere berühmte innere Uhr. Tief in den Windungen deines Gehirns und den Zellverbänden deiner Organe befinden sich die urzeitlichen Zahnräder deines inneren Uhrwerks: die sogenannten circadianen Rhythmen. Das sind chemische Mechanismen, die den natürlichen 24-Stunden-Takt deines Körpers vorgeben, und zwar unabhängig von morgendlichen Weckern und abendlichen Terminen.
Deine circadianen Rhythmen diktieren die unterschiedlichsten Abläufe in deinem Körper. Sie bestimmen, wann du schlafen oder wach sein möchtest. Sie entscheiden darüber, zu welchen Zeiten du besonders hungrig oder durstig bist. Sie sind für deinen Stoffwechsel verantwortlich – und ein Stück weit sogar für deine Stimmungsschwankungen. Aber jetzt kommt’s: Wir alle haben unsere ganz eigenen circadianen Rhythmen. Keine innere Uhr gleicht der anderen. Und genau das erklärt auch, warum ein großer Teil der Bevölkerung das frühe Aufstehen als Folter empfindet oder gar gesundheitlich darunter leidet.
Zu dieser Gruppe der „Abendmenschen“ gehören immerhin 30 Prozent der Bevölkerung. Häufig bezeichnen wir sie auch als „Nachteulen“, weil sie im Gegensatz zu den früh aktiven „Lerchen“ oder „Morgenmenschen“ erst später am Tag in den Gang kommen und dafür auch abends länger leistungsfähig sind.
Allerdings bevorteilt unsere Gesellschaft die frühen Vögel. Sowohl die Schule als auch die Arbeit beginnen in Ländern wie Deutschland früh am Morgen – also dann, wenn die inneren Uhren der Nachteulen noch auf Schlaf oder gemütliches Aufwachen gestellt sind.
Schlafentzug begünstigt die Entstehung schwerer Krankheiten
Diese Inkompatibilität mit dem gesellschaftlichen Zeitplan bringt die Nachteulen in eine missliche Lage: Sie müssen morgens früh aufstehen, egal wie spät sie abends müde werden. Das führt bei vielen Betroffenen zu chronischem Schlafentzug, der langfristig die Entstehung schwerer Krankheiten wie Diabetes, Depressionen oder Krebs begünstigt. Chronischer Schlafentzug führt zu erhöhtem Blutdruck und Herzproblemen.
Ernährung, Bewegung und Schlaf – diese drei Faktoren sind Säulen einer stabilen Gesundheit. Schlaf ist das Fundament, auf dem alle anderen Säulen stehen. Das gilt insbesondere für unser kardiovaskuläres System, also unser Herz-Kreislauf-System. In vielen westlichen Ländern ist die Anzahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen so stark gestiegen, dass deren Behandlung heute einen großen Teil der Gesundheitsbudgets verschlingt.
Dabei ist die wirksamste Kur so viel einfacher und günstiger:
Die Menschen müssen einfach mehr schlafen.
Eine Studie von 2011 untersuchte 500.000 Menschen aus elf verschiedenen Ländern. Das Teilnehmerfeld umfasste Männer und Frauen, junge und alte Menschen sowie diverse Ethnien. Aber das Ergebnis war eindeutig:
Chronischer Schlafmangel führt zu einem 45 Prozent höheren Risiko, an einer kardiovaskulären Krankheit zu erkranken oder gar zu sterben.
Eine weitere Studie verfolgte den Gesundheitszustand männlicher japanischer Arbeiter über einen Zeitraum von 14 Jahren. Ihr Fazit: Das Risiko, einen Herzstillstand zu erleiden, war bei denjenigen, die nachts sechs oder weniger Stunden schliefen, 400- bis 500-mal so hoch wie bei denjenigen, die auf mindestens sechs Stunden Schlaf pro Nacht kamen.