„Unwahrscheinliche“ Bildungsaufstiege – interkulturelle Studie 2013
In diesem Jahr geht der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis des zum 16. Mal vergebenen Augsburger Wissenschaftspreises für interkulturelle Studien an den Sozial- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani für seine an der Ruhr-Universität Bochum vorgelegte Dissertationsschrift „BildungsaufsteigerInnen aus benachteiligten Milieus. Habitustransformation und soziale Mobilität bei Einheimischen und Türkeistämmigen“. Nach der Einschätzung der Jury des Augsburger Wissenschaftspreises überzeugt die qualitative Biographiestudie nicht zuletzt aufgrund ihres innovativen Ansatzes.
In seiner Arbeit untersuchte El-Mafaalani eher „unwahrscheinliche“ Bildungsaufstiege von aus der Türkei stammenden sowie deutschstämmigen Erwachsenen aus bildungsfernen Milieus in oberste akademische Bildungsränge. Dabei handelt es sich um außergewöhnliche Karrieren in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. El Mafaalani zeigt sowohl „unterschichts“-spezifische Brüche als auch migrationsspezifische Grenzen, welche die Aufsteiger auf ihrem Weg nach oben überwinden müssen. Er identifiziert unterschiedliche Anpassungs- und Bewältigungsmuster. Talent und Fleiß alleine reichen hier nicht aus, der Bildungsaufstieg erweist sich eher als eine langfristige Herausforderung, die meist durch fördernde „Dritte“ zur richtigen Zeit am richtigen Ort begünstigt wird.
El Mafaalanis Studien zeigen, dass allen Bildungsaufsteigern eine grundlegende Wandlung ihres biografischen Musters gemein ist. „Die Beteiligten wechseln die sozialen Räume“, so der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Eckhard Nagel.
Körper und interkulturelles Verstehen – Förderpreis an Jessica Pahl
Den Förderpreis erhält Jessica Pahl für ihre Masterarbeit „Die Bedeutung des Körpers in interkulturellen Verstehensprozessen“, die sie bei Ilse Lenz, Professorin für Geschlechter- und Sozialstrukturforschung an der Ruhr-Universität Bochum, vorgelegt hat. Pahl untersucht in dieser Arbeit die Rolle des Körpers als Medium interkulturellen Verstehens in Schulen des Ruhrgebiets. Sie arbeitete mit Improvisationstheater und der hermeneutischen Videoanalyse als Methoden der qualitativen Sozialforschung.
Wie entstehen in interkulturellen Kontaktzonen soziale Ordnungen und wie gestalten sich interkulturelle Lebensformen und Begegnungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen? Dies waren die leitenden Fragen des DFG-Projektes „Interkulturelles Verstehen in Schulen des Ruhrgebietes“, aus dem Pahls Arbeit hervorgegangen ist. Gerade an Schulen des Ruhrgebietes mit ihrem hohen Anteil an jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft lassen sich Strategien der Konfliktlösung gut untersuchen. Die Beobachtung dieser Jugendlichen und ihrer Kommunikationsstrategien im interkulturellen Austausch macht den sozialen Wandel in unserer Gesellschaft nachvollziehbar. Pahl beschreibt die Rolle des Körpers bei der aktiven Aneignung von erfahrungsbasiertem Interkulturwissen, beispielsweise wenn die Schüler während des Ramadan „mitfasten“. Pahls Modell fördert Empathie nicht durch kognitives Wissen, sondern durch Handeln und Körperwissen. Dieser in der Körpersoziologie bisher unberücksichtigte Aspekt kann als wertvoller Wegweiser zukünftiger Studien dienen.
Quelle: http://idw-online.de/de/news532663