Zeitungsverleger, IT-Unternehmen, Lebensmitteldiscounter. Unternehmen, die auf den ersten Blick altmodisch und langweilig wirken, beweisen im Social-Media-Bereich ihren Humor – besonders häufig auf YouTube. Gründe dafür gibt es viele. YouTube besitzt in Deutschland einen Marktanteil von 53 Prozent. Bei jungen Menschen hat die Videoplattform sogar das normale Fernsehen verdrängt. 94 Prozent von ihnen nutzen Videoportale wie YouTube täglich, das Fernsehen erreicht bei ihnen lediglich einen Wert von 84 Prozent. Durch YouTube können Unternehmen ihr Image aufpolieren, humorvoll auf sich und die eigene Produktpalette aufmerksam machen oder junge und dynamische Bewerber für das eigene Unternehmen gewinnen. Anders als im Fernsehen werden diese Videos nicht als störend empfunden. Sie unterbrechen keinen Film oder drängen sich dem Nutzer auf. Diese Clips sind freiwillig, meist humorvoll und häufig originell.
Auf Bewerberfang?
Für Unternehmen wird es heutzutage immer schwerer, gute Bewerber zu finden. Dieser Fachkräftemangel hat auch den Mediensektor erreicht. Der Zeitungsverleger Axel Springer reagierte daher auf dieses Problem mit Kreativität und drehte ein lustiges Bewerbungsvideo mit dem Titel YEAH3000.
Das Video gewährt einen Einblick in die schrille und skurrile Welt des Jung-Unternehmers „Maddox Moon Möller“ und zeigt das geilste Start-up des Planeten – YEAH3000. Maddox führt den Zuschauer durch seine abgehobene Welt, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun zu haben scheint. Ein Wrestler samt Esel als Empfangsdame? Klar! Pinker Kunstrasen und Ice-Double-Shot-Raspberry-Sol-Latte-Maschine? Fancy! Eine Stewardess serviert Kobe-Beef-Sandwiches? Awesome! Buchhaltung? Langweilig … what ever. Axel Springer nimmt hierbei das Klischee der hippen, aber kurzlebigen Start-up-Internetfirmen aufs Korn und versucht stattdessen, kreative Menschen für einen nachhaltigen Job im eigenen Unternehmen zu begeistern. Schließlich seien Start-ups zwar cool und innovativ, aber scheitern meist auch sehr schnell an der Wirklichkeit.
IT mal anders
Einen ebenfalls sehr erfolgreichen YouTube-Auftritt legt das Unternehmen Solarwinds hin. Eigentlich handelt es sich um eine IT-Firma für Log-Event-Manager-Tools und Netzwerküberwachung. Auf YouTube beweisen die Softwareentwickler allerdings auch, dass sie nicht nur kreativ sind, sondern auch Humor besitzen.
Neben Informationsvideos zu häufigen IT-Problemen dreht das Unternehmen auch zahlreiche lustige Musikvideos, bietet Quizshows an und erzählt mehrteilige Short-Stories. Als Bösewichte fungieren häufig Computerfehler, die von den IT-Admins bekämpft werden. Eines dieser Videos ist der „Happy IT Professionals Day“, in dem typische Computer-Fehlerquellen zu einem Musikclip verarbeitet wurden. Das Video endet selbstironisch und zeigt einen Chor, der „schalte den PC aus und wieder ein, bevor du die IT verständigst“ singt. Hierbei ist nicht unbedingt klar, ob das Unternehmen neue Bewerber auf sich aufmerksam machen möchte oder die Angestellten einfach nur ihre Kreativität ausleben. Sehenswert ist der Youtube-Auftritt allerdings trotzdem.
Supergeil und erfolgreich?
Mit rund 14 Millionen Klicks gehört der Lebensmittelhändler EDEKA zu einem der erfolgreichsten Unternehmen auf YouTube. Zusammen mit Friedrich Liechtenstein entwickelte EDEKA eine Online-Werbekampagne mit dem Titel „Supergeil“.
In mehreren Clips überbrachte Liechtenstein, ein Mann mit lila Hemd, Anzug, Sonnenbrille und weißem Vollbart, Glückwünsche zum Geburtstag oder für Kollegen. In kürzester Zeit verbreiteten sich diese Clips auf Social-Media-Plattformen. Erst später folgte ein Werbespot und Musikvideo, die sowohl im Fernsehen als auch auf YouTube liefen. Die Videos waren derart erfolgreich, dass sogar die amerikanische New York Times über die Kampagne des deutschen Lebensmittelhändlers berichtete und dem Phänomen einen Artikel widmete.
Bildrechte: Flickr Friedrich Liechtenstein am DJ-Pult – #supergeil! Deutscher Webvideopreis CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten