Die aufgehende Sonne weckt die Stadt. Die Fastenden müssen dann aber schon mit dem Frühstücken fertig sein. Der Fastenmonat Ramadan hat begonnen. Weltweit werden rund eine Milliarde Muslime fasten und dürfen dann von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts mehr essen und trinken.
Viele werden vor allem eines vermissen: Kaffee. Vieles ist in dieser Zeit anders. „Als ich das erste Mal den Ramadan richtig begangen habe, ist ein Teil auf die Pfingstferien gefallen. Für mich ist es eine schöne Erinnerung, wie ich mit meinen Eltern morgens aufgestanden bin und wir gemeinsam gegessen haben“, erinnert er sich einer der User, die wir online befragt hatten. Die Gemeinsamkeit zelebriert er in den kommenden Wochen mit Freunden und Familienmitgliedern. Am Wochenende ist dann auch die Moschee ein Treffpunkt.
Zunge, Augen und Gefühle werden gesäubert In den 29 oder 30 Tagen, so lange wie der Ramadan nach dem Mondkalender dauert, habe man genug Zeit, in sich zu gehen. „Es ist ein Gottesdienst, den jeder leistet. Diese Enthaltsamkeit beschränkt sich nicht auf Essen und Trinken. Es geht auch darum, dass man sich seelisch säubert, seine Zunge, seine Augen, seine Gefühle.“ Gerade in der ersten Woche falle einem der Verzicht schwer. Und selbst wenn er dann essen darf, wird er sich nicht den Bauch vollschlagen.
Viele türkische Frauen blättern in ihren Kochbüchern, wollen ihren Lieben in diesen Wochen etwas Besonderes bieten. Zum Frühstück wird es unter anderem Oliven, Weizengrütze und Walnüsse geben. Die sind nahrhaft und halten lange satt. Abends gibt es Salate und Fleisch und auch etwas Süßes. Aber alles in Maßen.
Manche wollen Fasten, dürfen aber nicht. Es gibt Ausnahmen, Gründe, warum ein Gläubiger nicht fasten muss – beispielsweise wenn er krank ist. Alles ist im Koran geregelt. „Es ist ein Geschenk Gottes, das man dann auch annehmen sollte“, sagt ein weiterer User. Neben Kranken und Reisenden sollen auch Schwangere und Frauen während der Stillzeit nicht fasten.
Das Arbeiten oder Studieren neben dem Fasten machen vielen nichts aus. „Ich habe auch Klausuren während des Ramadans geschrieben und sie bestanden. Meine Freunde sind sehr respektvoll mit meinem Glauben umgegangen und haben während der Zeit beispielsweise nicht vor mir gegessen. Das hat mich damals sehr gefreut. Eines sollte man während des Ramadans allerdings nicht tun: in den Urlaub fahren. „Wer reist, dem fällt es schwerer, den Verzicht auch durchzuziehen.“ sagt ein anderen User. Wer gerne fasten würde, aber ebenfalls nicht darf, sind die Kinder. Sie wollen es den Erwachsenen gleich tun. „Aber dafür sind sie ja noch zu klein. Damit sie das Gefühl bekommen, auch etwas zu tun, fasten sie von beispielsweise 10 bis 13 Uhr und bekommen Süßigkeiten geschenkt. Am Ende des Fastenmonats werden alle beschenkt: Dann feiern die Muslime drei Tage Bayram. Die Kinder feiern diese drei Tage als Zuckerfest. Und die Erwachsenen schließen sich an.