Podiumsabend zum Stand der deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen
Wer beim Thema türkische Unternehmen nur an den Gemüsehändler oder den Dönerimbiss an der Ecke denkt, liegt ziemlich daneben und unterschätzt die Bedeutung türkischer Unternehmungen bei weitem: Immerhin gibt es in Deutschland inzwischen 75.000 Firmen und Unternehmen türkischstämmiger Inhaber, die zusammen rund 370.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von rund 35 Milliarden Euro erzielen. Diese beeindruckenden Zahlen nannte Prof. Dr. Sahin Albayrak von der Technischen Universität Berlin dieser Tage in einer Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung und des Vereins Berliner Arbeitgeber und Existenzgründer (Barex) in der Landesvertretung Niedersachsen.
Die türkischstämmigen Unternehmer mit ihren vielfältigen Kontakten in die Türkei sind nach Einschätzung von Prof. Albayrak eine gute Voraussetzung für den weiteren Ausbau der „Deutsch-Türkischen Wirtschaftsbeziehungen“ – so der Titel der Veranstaltung. Diese Beziehungen bewegen sich schon jetzt auf einem sehr hohen Niveau. Deutschland ist nicht nur der größte Handelspartner der Türkei, sondern auch das Land mit den größten Direktinvestitionen, die Prof. Albayrak mit rund 8,9 Milliarden US-Dollar seit 1980 angab. Deutschland liefert vor allem Maschinen, Kraftfahrzeuge, chemische Erzeugnisse und Elektroartikel in das Land zwischen Europa und Asien. Die Türkei exportiert ihrerseits an erster Stelle Textilien nach Deutschland, gefolgt von Maschinen, Nahrungsmitteln und Kfz-Teilen.
Über den reinen Austausch von Waren hinaus gebe es aber noch ein großes Potential für einen Ausbau der Zusammenarbeit, sagte der Referent. Dabei nannte er drei wesentliche Bereiche: die gesellschaftliche Zusammenarbeit, die wissenschaftliche Kooperation und die gemeinsame Entwicklung von innovativen Konzepten zur Lösung vielfältiger Probleme. „Innovation ist die Brücke zwischen beiden Völkern“, betonte Albayrak. Nur damit ließen sich Herausforderungen wie die negative demographische Entwicklung, die Landflucht und die Entwicklung von immer größeren Städten bewältigen. Um diese Aufgaben kümmerten sich unter anderem die Deutsch-Türkische Universität in Istanbul und seit kürzerer Zeit auch das Deutsch-Türkische Forschungszentrum in Berlin und Istanbul, das von den Regierungen der beiden Länder initiiert wurde.
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