Klassifizierung des deutschen Kosmetikmarkts
Führende Marktforschungsunternehmen haben 2006 gemeinsam mit naturkosmetik konzepte eine Klassifizierung des deutschen Kosmetikmarkts in drei Teilsegmente vorgenommen, um eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Teilmärkte zu ermöglichen.
Der Gesamtmarkt Kosmetik (Basis: Markterhebung IKW e.V.) wurde aufgeteilt in drei Bereiche, um die Entwicklung von Naturkosmetik und naturnaher Kosmetik besser verfolgen zu können. Die Marken wurden den einzelnen Segmenten zugeordnet, um verlässliche Daten liefern zu können. Die Zuordnung neuer Marken erfolgt monatlich und wird zwischen den drei teilnehmenden Unternehmen abgestimmt. Das Konzept wurde von den beiden Marktforschungsunternehmen GfK SE Panel Services und IRI Group Deutschland gemeinsam mit naturkosmetik konzepte entwickelt. In der folgenden Beschreibung erläutern wir die verschiedenen Segmente:
Kategorie Naturkosmetik
Innerhalb des Naturkosmetiksegments gibt es weitere Differenzierungen, die für die Marktforschungsergebnisse jedoch zusammenfassend dargestellt werden.
In diesem Segment wird Naturkosmetik mit und ohne Siegel erfasst. Das Gros des Naturkosmetikumsatzes wird von Naturkosmetik mit Siegel generiert. Darunter fallen alle Produkte, die nach den festgelegten Kriterien von unterschiedlichen Verbänden zertifiziert wurden. Ebenso
werden alle Natur-und Biokosmetikprodukte, die weitgehend die Kriterien für Naturkosmetik erfüllen und häufig andere Kontroll- und Qualitätszeichen aufweisen, hier zugeordnet. Hier erfolgtvor der Zuordnung eine Einzelfallprüfung.
Zertifizierte Naturkosmetik: Die Produkte tragen das Siegel der Organisation, nach deren Standard/Kriterien das Produkt zertifiziert wurde. Sind von einer Marke nur einzelne Produktlinien zertifiziert, jedoch nicht die ganze Marke, so ordnen wir diese Produktlinie ebenfalls diesem
Segment zu. Sind allerdings nur wenige einzelne Produkte zertifiziert, verbleiben diese in der bisherigen Kategorie.
Marken, die keine Zertifizierung durchlaufen, jedoch Transparenz bieten und nachweisen, dass sie den Anforderungen zertifizierte Naturkosmetik weitgehend entsprechen oder Marken, die nach den staatlichen Siegeln USDA-Standard oder Bio Austria Garantie zertifiziert sind, werden ebenfalls hier zugeordnet.
Auch Marken, die exklusiv im Reformhaus vertrieben werden und nach den Kosmetikrichtlinien der Reformhaus Genossenschaft zertifiziert werden, sind hier zugeordnet. Siegel-Beispiele: Natrue, BDIH, COSMOS-Standard, Ecocert, Cosmebio, ICADA, ICEA, Natural Cosmetics Standard (NCS), Soil, USDA, etc.
Marken Beispiele: alverde Naturkosmetik, alterra, AryaLaya, Cattier, Annemarie Börlind, couleur caramel, Dr. Hauschka, John Masters Organics, Dr. Scheller Naturkosmetik, Farfalla, Kneipp Naturkosmetik, Lavera, Less is More, L.A. Bruket, Logona, Melvita, Naturé, naturschön, Natura Sibirica, Pai, Sante, The Organic Pharmacy Terra Naturi, Weleda.
Naturnahe Kosmetik
Das Segment naturnaher Kosmetik umfasst das große Feld, der nicht klar abzugrenzenden Pflanzenkosmetik, White Label-Produkte, Free from… Produkten, die bereits auf viele synthetische Roh- und Hilfsstoffe verzichten, jedoch nicht den Kriterien zertifizierter Naturkosmetik entsprechen. Hier werden Produkte zugeordnet, die immer mehr botanische Inhaltsstoffe, einzelne Bio Rohstoffe oder Fair Trade- Rohstoffe beinhalten und bereits auf viele kritische Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis verzichten. Jedoch viele synthetische, chemische Hilfsstoffe verwenden, die bei Naturkosmetik verboten sind.
Markenbeispiele: The Body Shop, Yves Rocher, Rituals, Nuxe, Caudalie, Medipharma cosmetics, Korres, Kiehl´s, Origins, Kneipp (teilw), Nivea natural balance, Florena ,Garnier Produktlinie: Wahre Werte, CD.
Klassische , konventionelle Kosmetik
Alle herkömmlichen traditionellen Kosmetikmarken und Produktlinien, die weder dem Segment Naturkosmetik noch naturnaher Kosmetik zugeordnet werden können, werden hier geführt und bilden das Gros des Kosmetikmarktes. Dazu zählen auch botanische Marken, die keine
ausreichende Transparenz für die Verbraucher über die eingesetzten Inhaltsstoffe vermitteln. Diese Marken, die für Konsumenten naturnah erscheinen, jedoch alle eingesetzten Rohstoffe nicht schnell und sicher erkennbar sind, verbleiben in dieser Kategorie, da sie Verbraucher täuschen können und unter den Begriff Greenwashing fallen.
Sind Einzelprodukte von Kosmetikmarken zertifiziert, so können diese aus technischen Gründen nicht umklassifiziert werden. Verfügt eine Marke über eine eine komplett zertifiziert Naturkosmetikserie oder sie kann als naturnah eingestuft werden, so erfolgt für diese Produktlinie
eine Umklassifizierung.
Markenbeispiele: Chanel, Dove, Garnier, Vichy, Lancome, L Òreal, La Roche Posey, Nivea, u.a.
Das Klassifizierungskonzept ist geschützt. Die Verwendung unterliegt dem Urheberrecht.
Sprachliche Unterschiede
Der Versuch einer Begriffsklärung: Natur- und Biokosmetik
Die Begriffe „Naturkosmetik“ und „Biokosmetik“ werden international sehr unterschiedlich verwendet. Zudem sind sie durch die jeweiligen Märkte geprägt und erhalten dadurch unterschiedliche Bedeutungen. So entsteht eine oftmals konfuse Marktdefinition, und auch Verbraucher lernen abweichende Interpretationen des Begriffs Naturkosmetik kennen. Eine klare einheitliche Linie gibt es nicht. Hinzu kommen Übersetzungsfehler, die beim Empfänger eine ganz andere Assoziation auslösen können.
Die meisten Organisationen, die ein Naturkosmetik-Siegel vergeben, bestimmen Bio-Kosmetik durch den festgelegten Anteil von Bio-Rohstoffen. Für Verbraucher sieht die Welt ganz anders aus: Viele gehen davon aus, dass Naturkosmetik gleich Biokosmetik sei.
Einige Siegel (BDIH, NaTrue, Ecocert, Cosmebio, COSMOS-Standard) sehen einen einheitlichen Anteil von Bio-Rohstoffen vor: Ein Produkt muss aus 95 % Bio-Rohstoffen aus kontrolliert-biologischem Anbau (kbA) bestehen, um als Biokosmetik (organic cosmetics) bezeichnet werden zu dürfen. Innerhalb ihrer Zertifizierungssysteme erstellen die einzelnen Organisationen weitere Abstufungen und Kriterien, die allerdings voneinander abweichen. Der COSMOS-Standard unterscheidet zertifizierte Naturkosmetikprodukte in COSMOS-organic und COSMOS-natural) und differenziert somit ebenfalls zwischen Natur- und Biokosmetik.
Im englischen Sprachraum umfasst die Bezeichnung organic cosmetics den im deutschen Sprachraum verwendeten Begriff Naturkosmetik. In Frankreich und Italien gilt Biokosmetik ebenfalls als der allgemeingültige Begriff für zertifizierte Naturkosmetik. Eine Unterscheidung zwischen Naturkosmetik und Biokosmetik wird im deutschsprachigen Raum bisher weniger vorgenommen. Das kann für Verwirrung sorgen, da üblicherweise Übersetzungen aus dem Deutschen ins Englische für die Bezeichnung Naturkosmetik „natural cosmetics“ verwenden. Dies weicht jedoch vom internationalen Marktverständnis ab, da dieser Begriff eher naturnaher oder natur-inspirierter Kosmetik entspricht. Eine internationale Vereinheitlichung ist nicht in Sicht. Dies ist bei entsprechenden Marktforschungsergebnissen zu berücksichtigen.
Quelle:beautypress.de