Steuern sind ausschließlich Erwachsenensache? Nicht ganz: Unter Umständen müssen auch Jugendliche ihre Einkünfte versteuern. Auf diese Weise lernen Heranwachsende frühzeitig das Steuersystem kennen und den Wert des Geldes zu schätzen.
Gesetzlicher Rahmen muss eingehalten werden
Das Taschengeld reicht meistens nicht aus. Viele Jugendliche verdienen bereits in jungen Jahren ihr eigenes Geld, an Verdienstmöglichkeiten mangelt es nicht. Zeitungen austragen, Nachhilfe geben, Babysitten, Rasenmähen – die Spanne ist groß. Selbst Jugendliche können so mit eigener Arbeit dazu beitragen, dass der Wohlstand in Deutschland wächst. Die Bedingungen sind durch das Jugendarbeitsschutzrecht festgelegt, beispielsweise durch folgende Punkte:
- Jugendliche dürfen nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten.
- Gefährliche Arbeiten und Akkordarbeit sind verboten.
Diese und weitere (relativ strenge) Vorschriften sollen Jugendliche vor ungeeigneter, unrechtmäßiger Arbeit schützen. Vor einer möglichen Steuerzahlung bewahrt sie das Gesetz jedoch nicht. Entscheidend ist der sogenannte Steuerfreibetrag, genau wie bei Erwachsenen also. Der Freibetrag wird seit 2013 jährlich angehoben, 2015 liegt er bei 8.472 Euro, 2016 werden es 8.652 Euro sein. Liegt das Jahreseinkommen unter dem Freibetrag, ist das gesamte Einkommen steuerfrei. Bei einer Überschreitung wird der Überschuss versteuert, der Steuersatz richtet sich nach der Steuerklasse. Eine Übersicht gibt es auf Expertenseiten wie steuern.de, die Grundlagen der Einkommenssteuer lassen sich dort schnell erlernen.
Für Nebenjobs ist es deswegen wichtig, stets die Übersicht über die Jahresbilanz zu behalten. Denn im Endeffekt zählen nicht die einzelnen Monate, sondern nur die Gesamtsumme im Jahr. Eine Orientierung bietet dabei der Durchschnittswert: 8.472 Euro jährlich bedeutet etwa 700 Euro monatlich. Wer diesen Betrag im Auge behält und ihn in keinem Monat überschreitet, der braucht sich keine Gedanken zu machen. Mehrverdienste können durch Monate mit geringerem Einkommen ausgeglichen werden. Im Ferienjob darf also intensiv gearbeitet werden, dafür können sich Jugendliche in wichtigen Schulphasen (etwa zum Schuljahresende hin) mehr Zeit fürs Pauken nehmen.
Ähnliches System in der Türkei
Das ist übrigens auch im türkischen Steuersystem nicht anders. Ab 10.701 Türkischen Lira fallen Steuern an, beim aktuellen Kurs entspricht dieser Betrag rund 3.380 Euro. Jede weitere Lira muss mit 15 Prozent versteuert werden, ab 26.000 TL kommt man in die nächste Steuerstufe mit 20 Prozent. In der Türkei ist eine genaue Kalkulation der Jahresverdienste damit ebenso wichtig wie in Deutschland; speziell an den Grenzen zwischen den verschiedenen Steuerstufen kann es sogar Sinn machen, bewusst etwas weniger zu verdienen, da der Mehrverdienst von den höheren Steuern praktisch aufgefressen werden würde. Die sogenannte kalte Progression ist keine rein deutsche Angelegenheit; Steuerexperten helfen bei der Einschätzung der Steuerlast.