Seit über einem Jahrzehnt bringt das „Dinner“, das sogar mit dem Deutschen Fernsehpreis („Beste Kochshow“) ausgezeichnet wurde, fünf völlig unterschiedliche Hobbyköche aus einer Stadt oder Region zusammen, die sich gegenseitig beschnuppern, bekochen und im Anschluss ihre Drei-Gänge-Menüs und Gastgeberqualitäten mit null bis zehn Punkten bewerten. Ist der Tisch angemessen dekoriert, die Speisenauswahl harmonisch und der Service zuvorkommend? Dabei wird gekleckert, geklotzt, gezickt, gelacht und sich vor Rührung in den Armen gelegen. Wer „Das perfekte Dinner“ gewinnt, erfahren die Teilnehmer erst am Ende der Woche, wenn jeder einmal Gastgeber war.
Daniel, die Stimme des „Dinners“:
„Das perfekte Dinner“ feiert seinen zehnten Geburtstag. Was ist das Erfolgsgeheimnis des Formats?
Ich denke, das Format ist so erfolgreich, weil wir darin ganz normalen Menschen bei einer ganz grundlegenden Tätigkeit zusehen, der Essenszubereitung – aber auch bei einem kulturellen Ereignis, dem Speisen. Mit Ironie und Gutmütigkeit. Es gibt was zu schmunzeln, aber auch was zu lernen: übers Kochen und über Menschen.
Ein ganz normaler Tag in meinem Leben als Stimme des „Dinners“ sieht so aus: nach Köln-Deutz radeln, scherzen, das Sprecherhäuschen betreten, in die Hobbykochwelt eintauchen, hören, sehen, lesen, sprechen, das Sprecherhäuschen verlassen, scherzen, von Köln-Deutz wieder fortradeln.
In den letzten zehn „Dinner“-Jahren ist die Stimme immer mehr „sie selbst“ geworden. Ein reiner Hintergrund-Kommentator ist zu einem richtigen Menschen geworden, der dabei ist. Zwar nicht aus Fleisch und Blut, aber aus Klang, immerhin.
Das Besondere daran ist die wunderbare kreative Symbiose zwischen allen an der Sendung Beteiligten. Sie macht es möglich, ganz und gar authentisch zu sein und das, glaub‘ ich, kommt nicht so oft im Fernsehen vor.
Es ist der Job meines Lebens. Ein Geschenk und eine Freude – und noch dazu immer wieder neu. Ich lerne in jeder Woche dazu.
Mein absolutes Highlight: In unserer ersten Berlin-Woche war Mona zu spät mit den Dinner-Vorbereitungen. Als ihre Gäste geklingelt haben, hat sie einfach geflötet: „Müsst noch warten!“ Und die haben dann zehn Minuten vor der geschlossenen Wohnungstür rumgestanden. Da habe ich in meinem Sprecherhäuschen laut auflachen müssen.
Das perfekte Menü wäre für mich etwas Pfiffiges, Reichhaltiges und Fleischloses.
Yvonne, Head of Casting bei ITV Studios Germany:
Was ist Ihr Job bei „Das perfekte Dinner“?
Ich bin seit über zehn Jahren dabei und habe damals zusammen mit meinem Kollegen Daniel die ersten Castings gemacht. Wir sind mit dem Auto durch Köln gefahren und haben die Hobbyköche aktiv auf der Straße gesucht. Das war ja nicht so einfach, da man das Format noch nicht kannte und es keine Bewerbungen gab. Eik zum Beispiel, Gewinner der ersten Runde, habe ich auf einer Party kennengelernt und ihn zum „Dinner“ geholt. Wir haben bis heute Kontakt. Wir wollten von Anfang an eine spannende Mischung an Teilnehmern. Also haben wir unsere Flyer auch in den abwegigsten Locations aufgehängt. Inzwischen leite ich die Castingabteilung. Von meinen 40 Mitarbeitern sind 17 allein für das „Dinner“ zuständig.
Was macht „Das perfekte Dinner“ so erfolgreich?
Eine wöchentlich neue Mischung aus Teilnehmern, die sich sonst vermutlich nie getroffen hätten. Es ist fast wie ein Sozialexperiment: Wir können nicht kalkulieren, wie sich die einzelnen Hobbyköche entwickeln, schließlich bekommen sie von uns ja keine Rolle vorgegeben. Unsere Teilnehmer sind Studenten, Adelige, Botschafter, Hausfrauen, Travestiekünstler, Manager, Beamte, Künstler, Bauarbeiter und Ärzte, die alle eine gemeinsame Leidenschaft verbindet: das Kochen und Gastgeben. Wie vielfältig unsere Hobbyköche sind, merken wir schon beim ersten Kennenlernen, wenn uns ein Kaffee angeboten wird: Da ist vom Instant-Kaffe aus dem Tütchen bis zum Kopi Luwak alles dabei. Auch gab es morgens auch schon einmal ein Gläschen 150-Euro-Whiskey mit 68 Prozent Alkoholgehalt – die Bewerber wollen beim Casting halt ihr Bestes zeigen.
Wie hat sich „Das perfekte Dinner“ über die letzten zehn Jahre entwickelt?
Das Kochniveau ist professioneller und ausgefallener geworden – aber das hängt auch damit zusammen, dass Kochen in den letzten Jahren mehr zum Lifestyle geworden ist. „Das perfekte Dinner“ wird auch seinen Teil dazu beigetragen haben, dass Kochen und gemeinsam Essen immer beliebter geworden ist. Generell spiegeln sich alle Kochtrends in der Sendung wider: Viele Hobbyköche haben aktuell einen Sous-Vide-Garer in der Küche oder versuchen sich an der Molekularküche. Auch ein schön eingedeckter Tisch hat an Bedeutung gewonnen: Wo früher bei vor allem Männern ein Platzteller das Höchste der Gefühle war, haben wir in den letzten Jahren eine Flut an Organza-Läufern, pompösen Gestecken und Schiefertafeln gesehen. Inzwischen ist die Deko wieder etwas reduzierter. Mal sehen, was demnächst noch auf uns zukommt.
Was verbinden Sie persönlich mit dem „perfekten Dinner“?
„Das perfekte Dinner“ war von Anfang an mein liebstes Projekt – eine Art Baby, das, inzwischen den Kinderschuhen entwachsen, eine starke und eigenständige Persönlichkeit ist. Es hat nachhaltig viele Dinge verändert. Niemand in meinem Umfeld traut sich zum Beispiel mehr, Glutamat oder Tütchen-Produkte zu verwenden. Meine Töchter sind mit dem „Dinner“ aufgewachsen. Egal, wo wir Essen gehen, sie geben immer eine Bewertung ab und fragen mich nach meiner. „Die Pizza war aber höchstens eine 8“, heißt es da gerne mal. Ich selbst erwische mich immer wieder dabei, wie ich Menükarten in Restaurants korrigiere. Ich gucke die Sendung immer noch privat gerne und habe einen Riesenspaß an dem Format. Jede „Dinner“-Truppe ist wie eine Wundertüte, man weiß nie, was in ihr steckt.
Welche Hobbyköche und Highlights aus den letzten zehn Jahren werden Sie nie vergessen?
Es sind so viele und ich habe fast noch jeden Teilnehmer im Kopf. Ich liebe die Gruppen, die sich nach dem „perfekten Dinner“ immer noch privat treffen. Sie wären sich im wahren Leben vielleicht sonst nie begegnet und haben jetzt eine gemeinsame Kochgruppe. Toll finde ich auch die Hobbyköche, die spontan mitmachen, weil ein Teilnehmer kurzfristig abgesprungen ist. Die Flexibilität und der Einsatz der Leute sind einzigartig. Und es ist immer wieder ein Privileg, dass wir in ihre Wohnungen und Häuser schauen dürfen, die ja gar nicht wissen, wer bei ihnen zu Gast sein wird.
Was erwartet die „Dinner“-Zuschauer in der Zukunft?
Wir werden noch mehr über die deutsche Grenze hinweg gehen und dabei auch andere Länder kulinarisch vorstellen. Außerdem werden wir weiterhin die allgemeinen Foodtrends in der Sendung miterleben dürfen. Wer weiß, was uns alles noch erwartet.
Michael, Redakteur für „Das perfekte Dinner“ bei ITV Studios Germany:
Was ist Ihr Job bei „Das perfekte Dinner“?
Ich bin nun seit zehn Jahren dabei und leite mit meiner Kollegin Vanessa eine Art Schaltzentrale zwischen den Gewerken. Wir sorgen für einen reibungslosen Informationsfluss, wobei unser besonderes Augenmerk den Teilnehmern gilt. Unser Ziel ist es, diese so gut auf den Dreh vorzubereiten, dass sie möglichst entspannt in ihre „Dinner“-Woche starten können. Beispielsweise bespreche ich mit den Hobbyköchen vor dem Dreh ihre Menüvorschläge, damit ich den Produktionskollegen schon einmal die Details weitergeben kann. So können wir im Vorfeld besser abschätzen, wieviel Aufwand das Menü bedeutet und was dabei für den Zuschauer besonders interessant sein könnte. Gleichzeitig können wir ein Auge darauf haben, dass die Zuschauer in einer Woche nicht fünfmal das gleiche Gericht sehen.
Was macht „Das perfekte Dinner“ so erfolgreich?
Jede Woche ist anders, man weiß nie, was einen erwartet. Es ist fast wie ein kleiner Mikrokosmos oder eine Mini-Soap. Die Hobbyköche bewegen sich jedes Mal zwischen Komödie und Drama – meist mit ungewissem Ausgang, aber zum Glück gibt es fast immer ein Happy End.
Wie hat sich „Das perfekte Dinner“ über die letzten zehn Jahre entwickelt?
Die Teilnehmer sind im Laufe der Zeit lässiger geworden. In den Anfängen hielt man sich noch streng an seine Rezepte, heute wird mehr improvisiert. Auch das erste Zusammentreffen läuft nicht mehr so formell ab, wie vor zehn Jahren. Man wird schneller miteinander warm und findet unbeschwerter Zugang zu Menschen, die man im Alltag wahrscheinlich nicht treffen würde. Ich finde, das ist eine schöne Entwicklung, von der man als Zuschauer auch sehr profitiert. Was ich ganz spannend finde: wie sich das Dinner in den Alltag der Menschen integriert hat. Viele Begriffe oder Gerätschaften aus der Gastronomie haben so Einzug ins Private gefunden. Und wenn es lecker schmeckt, hört man mittlerweile ganz oft: „Das war für mich ein perfektes Dinner.“
Was verbinden Sie persönlich mit dem „perfekten Dinner“?
Zu Beginn hätte ich nicht gedacht, dass mich die Themen Kochen und Gastgeben so lange fesseln könnten, aber ich wurde definitiv eines Besseren belehrt. Was in meinem Alltag total kurios ist: Während meiner Arbeit lese ich täglich Menüvorschläge der Bewerber. Wenn ich dann im Restaurant sitze und die Speisekarte lese, denke ich oft: „Jakobsmuschel? Oh nein, nicht schon wieder!“ Dabei habe ich noch nie etwas von den Teilnehmern probiert!
Welche Hobbyköche und Highlights aus den letzten zehn Jahren werden Sie nie vergessen?
Ein besonderes Highlight für mich sind die kleineren oder größeren Kochunfälle, wenn sich zum Beispiel der Salzstreuer in den Topf ergießt – dieser Schockmoment, gefolgt von Ratlosigkeit oder blindem Aktionismus. Da schreit ein gestandenes Mannsbild schon mal nach der Mutti oder die Unterlippe der sonst so routinierten Key Account Managerin fängt an zu beben. Ich fühle mit, muss aber gestehen, dass ich auch ab und zu ordentlich kichere, wenn das ein oder andere Missgeschick passiert.
Was erwartet die „Dinner“-Zuschauer in der Zukunft?
Wir werden die sich immer weiter entwickelnden Kochtrends auch beim „Dinner“ wiederfinden. Die Küchen werden immer mehr mit allen möglichen technischen Geräten aufgerüstet und das verändert auch die Art der Zubereitung. Aber natürlich bleibt auch das gute alte Kochhandwerk erhalten.
Interview mit Moritz Freiherr von Knigge
Moritz Freiherr von Knigge ist ein Nachfahr des berühmten Adolph Freiherr Knigge („Über den Umgang mit Menschen“). Der Kommunikationstrainer aus Düsseldorf erklärt, warum „Das perfekte Dinner“ nicht vom Einhalten strikter Benimmregeln abhängt.
Was sind für Sie als Benimm-Experte die goldenen Regeln für Gastgeber und Gäste?
Erst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass ich kein Benimm-Experte bin. Ich beschäftige mich – genauso wie mein berühmter Vorfahr – nicht mit Etikette, sondern mit dem Umgang zwischen Menschen. Von strikten Benimm-Regeln halte ich nichts. Daher heißt auch mein Buch: „Spielregeln. Wie wir miteinander umgehen sollten.“ (Lübbe 2004). Das Kapitel zur Gastfreundschaft schließe ich mit folgenden zwei Grundgedanken ab: Erstens: Gastfreundschaft muss selbstverständlich und ohne große Umstände erwiesen werden. Als Gastgeber lasse niemals durchblicken, welche Opfer du für deinen Gast in Kauf nimmst! Lasse dir Gastfreundschaft gerne gefallen, glaube nicht, dich für jede Freundlichkeit revanchieren zu müssen, aber beachte, dass es eine Grenze des Zumutbaren gibt.
Am besten wird Gastfreundschaft durch Gastfreundschaft vergolten. Zweitens: Gastgeber bewirten nicht nur, sie führen auch Regie. Stelle neu eingetroffene Gäste den bereits anwesenden vor, bringe Leute miteinander ins Gespräch, sorge durch eine wohlüberlegte Tischordnung für die richtige Mischung der Gäste und vergiss nicht, dass auch zurückhaltende, stillere Gäste im Laufe des Abends zum Zug kommen möchten.
Wie plant man als Gastgeber ein perfektes Dinner?
Der Gastgeber sollte sich Gedanken darüber machen, ob die Gäste zusammenpassen. Und natürlich muss genug zu Trinken und zu Essen da sein. Ich sollte als Gastgeber einen klaren Zeitpunkt nennen und die Gäste darauf hinweisen, wenn es etwas zu Essen gibt. Es ist auch klug, eine klare Ab- oder Zusage zu verlangen. Ab einer gewissen Zahl von Gästen macht es Sinn, sich eine Tischordnung zu überlegen. Also die, die sowieso immer zusammenhängen, auseinandersetzen und sich überlegen, wo sich interessante Paarungen ergeben könnten. Ein Abend mit guten Gesprächen wird eigentlich immer als positiv bewertet.
Und was sollte tunlichst vermieden werden?
Treiben Sie nicht zu viel Aufwand. Es kann passieren, dass die Gäste davon eingeschüchtert werden und dadurch die Stimmung von Unsicherheit geprägt ist.
Wenn Sie Gäste haben, worauf achten Sie dann besonders?
Ich koche gerne und finde es toll, meine Abende mit guten Freunden und interessanten Menschen zu verbringen. Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass die gute alte Hausmannskost (Schweinebraten, Eintopf etc.) besonders gut ankommt. Gastgeber sein heißt aber nicht nur, Menschen für einen Abend einzuladen. Wenn Freunde von mir in meine Stadt kommen, freue ich mich, wenn sie bei mir anstatt in einem Hotel übernachten. Genauso mache ich das auch, wenn ich reise.
Interview Daniel Werner
Wie wird man Sprecher bei „Das perfekte Dinner“?
Im Prinzip ist es nicht anders, als bei anderen Jobs auch. Man wird ausprobiert und in dem Fall war es so, dass für ein neues Doku-Soap-Format ein Sprecher gesucht wurde und meine Agentin klugerweise die Demo-CDs dem richtigen Menschen in die Hand gedrückt hatte. Es wurde für die deutsche Version von „Come dine with me“, was ein erfolgreiches Format in England war, ein Sprecher gesucht. Ich hatte so ähnliche Sachen vorher schon gemacht und das nicht wirklich mit tollem Erfolg, weil mich dieser trailerartige, plakative „Schreistil“ als Moderator immer ein bisschen gestört hat – ich konnte das auch gar nicht so gut. Deswegen habe ich Uwe Schlindwein, der das Format bei Granada damals mitentwickelt hat, gesagt: Pass auf, ich würde es gerne anders machen, nämlich so, als würde es mir in diesem Moment gerade einfallen. Das kann mal ein bisschen flapsig sein. Er sagte dann „Mach mal, mach mal!“ und dann haben wir ein oder zwei Probefolgen gesprochen. Dann hörte man erst mal nicht mehr so viel davon und plötzlich hieß es: Ja, du bist es!
Sie sind Sprecher der ersten Stunde. Seit wie vielen Jahren sind Sie genau dabei?
Ich glaube, im Frühjahr sind es dreizehn Jahre. Seit der ersten Folge bin ich der ursprüngliche Sprecher.
Hatten sie mit 3.000 Folgen gerechnet?
Nein, zumal das Ding ja auch ein bisschen Anlaufzeit gebraucht hat. VOX hat das damals ausprobiert und es lief, so würde ich es sagen, mit unterdurchschnittlichem Erfolg. Und das waren nur die Probefolgen. Das waren drei Wochen, die probeweise gesendet wurden. Dann war auch erstmal eine Sendepause und relativ überraschend hat VOX dann doch gesagt: Wir wollen das nochmal probieren. Dann ist eine Staffel produziert worden und das Ding ging durch die Wand. Das fing ganz klein an und hatte zur Hochzeit eine Quote von 20 Prozent. Das ist für 19 Uhr für VOX schon ein riesen Erfolg gewesen. Insofern war der Erfolg überraschend, die Kontinuität jedoch weniger, weil wir wussten ja, dass es ankommt. Überraschend sind die 3.00 Folgen dann aber schon. Nach vier, fünf Jahren haben wir gedacht: Noch ein Jahr und noch ein Jahr und noch ein Jahr? Das sagen wir jetzt seit sieben Jahren. Und ich denke mal, wir sind darüber alle froh.
Hat sich in diesen Jahren etwas verändert?
Ich kenne Leute, die die alten Folgen gesehen haben und sagen, dass es sich sehr verändert hat. Ich kann mir das auch vorstellen. Ich hab sie allerdings nicht gesehen. Dieser flüssige Stil, das Persönliche, dieser „Flow“, hat nach drei, vier Jahren einen Grad erreicht, den er in dem ersten Jahr noch nicht hatte. Da war es noch relativ konventionell getextet. Auch die Autoren sind immer frecher geworden.
Man munkelt, dass Sie aufgrund Ihrer Stimme tatsächlich Heiratsanträge bekommen. Ist das wahr? Und wenn ja, schmunzelt man dann darüber oder wie ernst nehmen Sie das?
Es ist eine Wahrheit und ein Mythos gleichzeitig. Es gab sowas mal in Foren, aber in dem Moment –und das war ziemlich frühzeitig, denn wir sind ja nun schon länger im Zeitalter des Internets – als dann mein Foto geleaked wurde, war das aber von Hundert auf null vorbei mit den Anträgen (lacht). Als Sprecher ist man Stimme und man ist weniger Mensch. Das, was an Fleisch dazu gehört, löst sich dann irgendwo in Luft auf und das ist auch völlig in Ordnung. Der Klang löst Fantasien aus – gerade der der menschlichen Stimme. Da haben sich vielleicht die ein oder anderen etwas zusammen fantasiert. Ich habe in einem Interview mal gesagt: Statt Autogrammkarten sollte ich besser Tonband-Schnipsel mit meiner Stimme verschicken.
Sie sagten gerade, als Sprecher ist man Stimme und weniger Fleisch. Wurden Sie aufgrund Ihrer Stimme in den ganzen Jahren auch schon mal erkannt?
Nein. Es ist auch so, dass Menschen es zum Teil gar nicht wahrhaben wollen. Wenn ich dann sage, dass ich Sprecher vom „Dinner“ bin, muss ich unter Umständen in der „Dinner“-Stimme irgendeinen Satz sagen. Dann drehen sich die Augen – oder schließen sich besser – und dann kommen sie langsam drauf. Offensichtlich ist das Visuelle doch so stark, dass man es nicht zusammen kriegt. Wobei ich aber sagen muss – das schätze ich eher als Kompliment – dass Frauen Stimmen gegenüber eine größere Sensibilität haben als Männer.
Gibt es aus dieser ganzen Zeit eine Woche, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja! Es ist nicht das erste Mal, dass ich von der Woche erzähle, aber trotz allem finde ich, ist es immer noch die memorabelste. Das war relativ früh, in der ersten Berlin-Woche, und da gab es einen Typen: Marco. Das Zuhause von ihm war nicht so richtig schön und fein. Legendär war die Szene, als ihm die Shrimps in den Ausguss gefallen sind, für den Shrimps-Salat zur Vorspeise, und er die ganz beherzt wieder mit den Fingern aus dem Ausguss genommen und zurück in die Schüssel gestopft hat. Da gab es auch eine Mona, sie kochte am vierten Tag. Es gab da dubiose Ölgemälde über dem Doppelbett, beziehungsweise der Dreifach-Liegefläche. Man weiß also nicht genau, womit Mona sich eventuell in ihrer Freizeit beschäftigt hat. Die war schon ein sehr eigener Typ. Und einmal musste ich bei ihr abbrechen, weil ich so gelacht habe: Mona hatte ihren Menü-Tag und war mit der Zeit hinterher und die Gäste kamen und klingelten. Mona war drin und sagte: Nö, bin noch nicht fertig. Ihr müsst warten.“ Und die Gäste standen da eine viertel Stunde vor der verschlossenen Tür, während sie drinnen noch weitermachte. Das war sehr komisch.
Jetzt haben Sie ja viele Köche erlebt in all den Jahren. Wie gewinnt man und wie verliert man, aus Ihrer Sicht?
Ich würde mal sagen, in der Sendung gewinnst du, wenn du sympathisch bist. Da kannst du gewisse Defizite beim Kochen wieder wettmachen. Wenn du super kochst und du bist dezent gesagt ein Arsch, dann wirst du nicht wirklich gewinnen. Manchmal ist das auch vorgekommen, aber vielmehr weil sie einfach nicht weniger Punkte geben konnten, weil es einfach so gut war. Wichtig ist schon das Gast-Sein, dass man eine schöne Atmosphäre schafft, die Leute sich wohlfühlen und locker sind. Wenn es eine sterile Villa ist und du hast unter Umständen livrierte Butler, dann heißt es noch lange nicht, dass du gewinnst. Bei den Zuschauern ist es nochmal was anderes. Gerade vor kurzem hatte ich eine Folge vertont, wo einer die anderen Kandidaten gnadenlos runtergepunktet hat. Der Effekt ist: Er hat natürlich gewonnen, weil die anderen das nicht wissen. Aber die Zuschauer hassen das. Wenn da Kandidaten sind die taktieren – also einigermaßen gut kochen und den anderen immer nur zwei, bis drei Punkte geben – dann ist es ja für sie eine gute Chance. Die anderen merken das ja nicht und es ist umso fieser für die Kandidaten. Aber für die Zuschauer ist der dann unten durch und eben nicht „Sieger der Herzen“.
Was ist das Erfolgsrezept der Sendung? Warum ist sie auch nach so vielen Jahren bei Jung und Alt beliebt?
Ich glaube, weil es wirklich eine geniale Mischung von Ingredienzien hat. Es hat das Essen, was ja ein ganz existenzielles Bedürfnis des Menschen ist. Es hat die Geselligkeit, also den sozialen Aspekt. Es hat das Menschelnde, also das psychologische. Es gibt solche und solche Leute und wenn die aufeinandertreffen, zum Teil aus unterschiedlichen Schichten, dann ist das spannend. Aber gleichzeitig ist es immer menschenfreundlich. Da muss ich auch sagen, dass das Team irrsinnig Wert darauf legt, dass es nicht unter die Gürtellinie geht, niemand beleidigt wird, dass Leute, die sich „selber in den Sand“ setzen, geschützt werden. Und dass sie auch von mir geschützt werden und nicht nochmal oben drauf gegeben wird. Ich glaube, es ist auch ein bisschen „schöne Welt“, aber greifbar. Im Allgemeinen findet es ja in der Wohnstube statt, bei Leuten wie dir und mir. Da fühlt man sich ganz wohl, wenn man es anguckt.
Gibt es einen bestimmten Moment der Ihnen in all den Jahren „Das perfekte Dinner“ besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, der liegt nicht so weit zurück. Das war die Bergisches-Land-Woche. Das war wirklich sehr witzig. Der Schnittredakteur, der dafür sorgt, welche Szenen in die Sendung kommen und der diese dann bearbeitet, hatte sich für die Folge vorgenommen, sie wie die Serie „Twin Peaks“ zu machen. Dem Kandidaten ist ein Kölsch-Fass explodiert und er ist wie ein Irrwisch um das explodierende Kölsch-Fass rumgesprungen. Der Schnittredakteur hat das so wunderbar visuell aufgelöst und ich konnte da so schön mit verrückt werden bei diesem Vorgang. Das war wirklich wie aus einer komischen Horrorfilm-Szene – sehr schön. Das war ein toller Moment, der wirklich gut gelungen ist.
Worauf kann man sich im Jahr 2018 freuen? Gibt es etwas Neues oder ist alles das Altbewährte?
Wenn wir da weitermachen, wo wir im Moment sind, bin ich sehr froh. Also, wenn wir im nächsten Jahr unsere Sendung machen können, wie wir sie gerne machen und wie sie die Zuschauer gern haben.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
Nudeln. Ich esse gerne Nudeln in jeder Form. Ist vielleicht nicht das Gesündeste. Wobei ich auch gerne anbringe, dass ich in Köln – hier verbringe ich die meiste Zeit – versuche, ohne Fleisch auszukommen. Fleischlos ist spannend. Vegetarisch, Nudeln, Pasta, Asiatisch, Japanisch, aber nicht mit den angebratenen Fischen – das muss nicht sein (lacht).
Kam es mal vor, dass Sie ein Rezept der Kandidaten nachgekocht haben?
Nein. Da muss ich auch sagen, dass ich überhaupt kein Gourmet bin. Ich hab mir, als ich Student war, einen Topf Nudeln gekocht hat und von dem habe ich drei Tage lang gelebt. Dann war wieder ein Topf Nudeln dran – so im Prinzip. Essen ist für mich notwendig. Es ist schön, wenn es gut schmeckt. Es ist furchtbar, wenn es schlecht schmeckt. Aber ich muss nicht jeden Tag ein hochklassiges Menü zu mir nehmen, um Lebensfreude zu empfinden. Was ich vom Dinner mitgenommen habe: Ich wusste nie wirklich was Rucola ist. Und als es dann beim „Dinner“ auftauchte, habe ich mir mal Rucola geholt und es ist mein Lieblingssalat geworden.
Und was bedeutet Ihnen Essen generell?
Essen ist der Tribut, dem man dem Körper zu zollen hat, damit er nicht verhungert. Das ist eigentlich alles was ich dazu sagen kann. Vielleicht ist das auch für die Sendung gar nicht so schlecht. Dass ich eine gewisse Neutralität und Distanz dem Kochen gegenüber habe. Umso besser kann ich „aus dem Mustopf“ kommen.